PNN 15.2.14

Die Post kann kommen

von Tobias Reichelt

Im Europarc könnte ein Paketzentrum entstehen

Kleinmachnow - Die Gemeinde Kleinmachnow hat den Weg für die Ansiedlung eines Paketverteilerzentrums der Deutsche-Post-Tochter DHL freigemacht. Standort für die bis zu 180 Meter lange Halle soll der Gewerbepark Europarc werden. Das beschlossen die Gemeindevertreter am Donnerstagabend mehrheitlich. Allerdings gelten für die Ansiedlung zwei Bedingungen: Die Post soll sich am Umbau der nahen Autobahnauffahrt am Stolper Weg zu einem Kreisverkehr finanziell beteiligen. Zudem soll der erwartete Lieferverkehr von im Schnitt 266 Fahrten am Tag möglichst durch den Europarc und nicht durch die Wohnsiedlungen im Ort geführt werden.

Ob sich die Post für Kleinmachnow entscheidet, sei aber noch offen, sagte Jacky Starck, Geschäftsführer des Europarc. Angesichts der Bedingungen sprach er von erheblichen Auflagen, welche die Wirtschaftlichkeit des Projektes belasten könnten. „Wir werden sofort mit DHL verhandeln.“ Sollte sich die Post für den Standort nördlich der Autobahn 115 entscheiden, soll im Jahr 2015 gebaut werden.

Die Ansiedlung des Paketverteilerzentrums war wie berichtet umstritten. Aus Sorge vor Verkehr und Lärm war der Bau im privat geführten Gewerbegebiet Europarc im vergangenen Jahr eigentlich abgelehnt worden. Kurze Zeit später hatte die Post dann Interesse für ein Areal auf der südlichen Seite der Autobahn angemeldet – im kommunalen Gewerbegebiet „TIW“. Bereits seit Jahren hatte das Rathaus vergeblich versucht, die Fläche zu vermarkten. Mit dem Verkauf wären Millionen in die Gemeindekasse geflossen.

So war die Ansiedlung erneut auf die Tagesordnung gerückt. Diesmal hatte die Post den Druck auf die Gemeinde aber erhöht und bei einer erneuten Absage mit einer Ansiedlung im nahen Stahnsdorfer Gewerbegebiet gedroht. Dort existiert bereits ein Briefverteilerzentrum. Schon heute sorgt der Verkehr der Brieflaster für Lärm und Stau in Kleinmachnow. Mit den Pakettransportern würden weitere Fahrzeuge hinzukommen.

„Ich sehe mich genötigt, weil es alternative Standorte in der Region gibt“, sagte am Donnerstagabend der SPD-Politiker Jens Klocksin. Er plädierte deshalb für ein Verteilzentrum in Kleinmachnow – „in der Hoffnung, dass wir den Verkehr dann lenken können“. Auch Frank Musiol (Wir) sagte: Wenn es überhaupt einen Ort in Kleinmachnow für die Post gebe, dann der von den Wohnsiedlungen weiter entfernte Europarc. „Etwas anderes ist den Bürgern von Kleinmachnow nicht zuzumuten“, sagte CDU-Politiker Ludwig Burkardt. Er meldete zudem moralische Bedenken an, dem Europarc die Ansiedlung zu verbieten, sie aber auf dem kommunalen Gewerbegebiet zu erlauben.

Barbara Sahlmann (Grüne) wehrte sich indes gegen den Beschluss. Es sei völlig unklar, ob die Post bei einem Nein tatsächlich nach Stahnsdorf gegangen wäre. Denkbar wäre auch, dass sich nun ein anderer Spediteur für den Stahnsdorfer Gewerbepark entscheidet, sagte Bik-Vertreter Roland Templin. Kleinmachnow habe keinen Nutzen von der Ansiedlung, argumentierte er, denn Arbeitsplätze würden lediglich verlagert und Gewerbesteuern fließen kaum. Templin warnte die Post zudem vor Klagen der Anwohner.

Europarc-Chef Starck zeigte sich nach der Entscheidung erleichtert. „Die Gemeinde hat verstanden, wie wichtig der Europarc ist.“ Vertrauen sei wiederhergestellt worden. Zudem werde Kleinmachnow nicht leer ausgehen. Mit einem Verkauf der Fläche an DHL würden auch knapp 400 000 Euro in die Gemeindekasse fließen. Tobias Reichelt