PNN 29.1.2014

Grenzorte sollen in den ABC-Tarif Nahverkehrsplan mit Verbesserungsvorschlägen

von Henry Klix

Potsdam-Mittelmark - Tremsdorf, Plötzin, Derwitz, Beelitz-Heilstätten und Ferch – es sind einige der Orte im Speckgürtel, deren Einwohner für eine Bus- oder Bahnfahrt in die Stadt deutlich mehr zahlen müssen als ihre Nachbarn. Die fünf „Grenzorte“ sind nicht mehr ins Tarifgebiet Berlin ABC einbezogen. Immer wieder gibt es deshalb Kritik von Bürgern, die die Ungerechtigkeit nicht verstehen. Zumindest für einige der Orte könnte sich das in den nächsten Jahren ändern. Das geht aus dem Entwurf des neuen Nahverkehrsplans hervor, den der Kreistag am 27. Februar beschließen soll.

Demnach werden derzeit für Ferch Gespräche mit allen Beteiligten geführt, damit der Schwielowsee-Ortsteil ein ABC-Dorf wird. Die Mindereinnahmen sind hier offenbar besser zu verkraften als in anderen Orten. In Beelitz-Heilstätten könnten die Mindereinnahmen möglicherweise durch die Kommune getragen werden. Auch für Plötzin und Derwitz sollen die Chancen für den ABC-Tarif neu ausgelotet werden.

Im Nahverkehrsplan werden Schwächen des öffentlichen Nahverkehrs analysiert und Verbesserungsvorschläge gemacht. Demnach soll die schlechte Anbindung des neuen Werderaner Stadtquartiers Havelauen an die Kernstadt auf den Prüfstand. Das Mittelzentrum Werder (Havel) - Beelitz soll miteinander vernetzt werden. Auch die Verbindung zwischen Ferch und Werder soll besser werden. Ein optimierter Nahverkehr zwischen der kompletten Gemeinde Nuthetal an Potsdam ist ein weiteres Thema der nächsten Jahre. Für den Raum Teltow-Kleinmachnow-Stahnsdorf sieht der neue Nahverkehrsplan eine stärkere Bevorrechtigung des Busverkehrs vor.

An den Bahnhöfen Elsholz und Beelitz-Heilstätten und an den Bushaltestellen Werder-Strengfeld und Petzow sind demnach bessere Parkmöglichkeiten vorgesehen. An weiteren Bahnhöfen und Bushaltestellen, besonders in Nuthetal und Kleinmachnow, soll es mehr Fahrradstellplätze geben, auch am Bahnhof Werder.

Ein großes Projekt dürfte die Barrierefreiheit werden: Bis zum Jahr 2019 soll kein Bus ohne Niederflureinstieg mehr unterwegs sein. Das Personenbeförderungsgesetz des Bundes sieht eine vollständige Barrierefreiheit des öffentlichen Nahverkehrs ab 2022 vor. Im Landkreis will man sich langsam darauf vorbereiten. So soll laut Nahverkehrsplan in jedem Bus eine Fläche für Rollstühle oder Kinderwagen vorhanden sein. Die Fahrgastinformation soll visuell und auch akustisch erfolgen. Frequentierte Haltestellen bekommen ein Blindenleitsystem, bei neuen Haltestellen werden die Bordhöhen angehoben.

Der Verband privater Verkehrsunternehmen in Planebruch hat gegen den neuen Nahverkehrsplan sein Veto eingelegt. Grund: Der Landkreis will den Busverkehr zu zwei Linienbündeln „Süd“ und „Nord“ zusammenfassen und – so fürchtet der Verband – an seine neue kommunale „Verkehrsgesellschaft Potsdam-Mittelmark“ vergeben. Kleine private Busunternehmer, die vor allem im Süden noch Aufträge haben, wären damit außen vor.

In einem Kurzgutachten des Rechtsanwalts Winrich Ipsen wird gewarnt, dass eine solche Direktvergabe an kommunale Unternehmen rechtswidrig wäre. Die Verkehre müssten vielmehr mit Teillosen ausgeschrieben werden, die auch kleineren Unternehmen eine Chance bieten. Sie wären, so Ipsen, bei der Auftragsvergabe sogar zu bevorzugen. Das Landratsamt hat diese Auffassung in einem eigenen Rechtsgutachten widerlegt. Henry Klix