PNN 27.1.2014

Von Landschaften und Rathäusern

von G. Paul

Der Künstler Joachim Scheel bringt die Natur und Kommunalpolitiker aufs Papier

Kleinmachnow - Was haben Landschaften und Rathäuser gemeinsam? Beide können niemals ganz sicher sein, irgendwann von künstlerischer Hand heimgesucht zu werden. In Bezug auf Feld und Flur ist das eher die Norm, man denke nur an die Malerkolonie zu Ferch. Aber Kommunalpolitik, der Langweiler aller beherzten Zeitungsredaktionen.

Der Potsdamer Künstler Joachim Scheel hat sich im vorigen Jahr daran gemacht, die politischen Ehrenamtler im Kleinmachnower Rathaus mit Papier und Bleistift bei ihrer Arbeit festzuhalten. Das war gar nicht einfach: Die Damen und Herren im öffentlichen Amt wollten sich nicht gern von Künstleraugen beobachten lassen. Als sie später sahen, was auf dem Papier aus ihnen geworden ist, waren sie versöhnt. Die üblichen Eitelkeiten, ein elementares Übel der Politik.

Zusammen mit einer ganzen Reihe von Landschaftsbildern kann der Bürger Scheels kommunalpolitische Darstellungen im Kleinmachnower Rathaus bewundern. Natürlich sind Aquarelle, wie etwa Scheels hervorragendes Bild von der Döberitzer Heide oder seine Hiddensee-Studien, viel schöner als die verkrampften, pardon, ziemlich angespannten Gesichter der Gemeindevertreter. Sie wussten ja, dass man sie zeichnet. Aber es stehen keine Namen dabei, wer sie nicht kennt, der erkennt sie auch nicht. Und außerdem, bei allem Respekt für den mitskizzierten Abstand, war Künstlers Hand ja keine von der gar übelwollenden Sorte. Zu bestaunen sind die Werke im Vorraum des Bürgersaals in Kleinmachnow.

Die übrigen Arbeiten sind den Landschaften der Mark und der Ostsee gewidmet. Eine ganze Serie zeigt die Insel Hiddensee von ihren schönsten Seiten, auch Ahrenshoop, Rerik, Steilküsten und Boddenblick, alles mit leichter Hand aquarelliert. „Abendstimmung III“ mit Segelboot bei leicht bewölktem Himmel hat ein größeres Format, wirkt aber nicht so erwählt. Auch die Konterfeis vom Babelsberger Park wirken nicht so klar und gelungen, aber des Besuchers Blick wird in dieser schönen Ausstellung sofort anderwärts entschädigt. Von den Acrylbildern zum Beispiel. Sie zeigen zugleich die Raumnähe des Potsdamers an, einen See bei Baruth, Baumland am Teltow-Kanal, die Gegend bei Golm, Sanssouci im Sommergrün oder im Winter, wo Joachim Scheel es sich erlaubt, einen völlig vereisten und zugeschneiten „EffZwo“ vor der Orangerie zu malen, allerdings in Rückenansicht, unerhört!

Erfreulicherweise sucht oder findet Scheel nicht nur schöne und interessante Motive. Und so staunt man, dass er sich, vielleicht als Hommage an Karl Hagemeister, an der Darstellung einer Ostseewelle übt, oder mit den Buhnen am Meer ein seltsam überhöht wirkendes Stillleben festhält. Sein Aquarellpinsel wagt sogar die Darstellung stehenden Ostseewassers. Das sind schon andere Sachen, als „einfach nur“ historische Fischerhäuser abzubilden. Hier kommt der Abstraktionsgeist ins Spiel, der einem mehr als ein gehauchtes Schön abverlangt. G. Paul

Die Ausstellung ist noch bis zum 23. Februar in Kleinmachnower Rathaus, Adolf-Grimme-Ring 10, zu sehen.