PNN 23.1.2014

Mieten höher als in Potsdam

von Eva Schmid

Immobilienmarkt in Teltow: Auf eine Wohnung wartet man mindestens ein halbes Jahr

Region Teltow – 80 Quadratmeter im Teltower Flussviertel, Kaltmiete 650 Euro. Eine Dachgeschosswohnung in der Altstadt satte 7,79 Euro pro Quadratmeter. Die Suche nach Teltower Mietwohnungen auf dem Internetportal Immobilienscout24 ist ernüchternd. Selbst für eine Erdgeschosswohnung in der Ruhlsdorfer Straße muss man tief in die Tasche greifen: Dort kostet der Quadratmeter sieben Euro. Seit Langem ist bekannt, dass Teltow auch auf dem Mietwohnungsmarkt ein teures Pflaster ist. Neu ist, dass die Teltower Mietpreise die Potsdamer übersteigen.

Laut dem aktuellen Marktmonitor des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) betrug die durchschnittliche Neuvertragsmiete in Potsdam im vergangenen Jahr 6,08 Euro pro Quadratmeter, die in Teltow jedoch 6,39 Euro (PNN berichteten). Die Nähe zu Berlin mache die Stadt mit dem S-Bahn-Anschluss attraktiv, so BBU-Sprecher David Eberhart. Zudem sei der Mietwohnungsmarkt im Gegensatz zu Potsdam kleiner, „und die Mieten aufgrund hoher Grundstückpreise auch teurer“.

Die Entwicklung in Teltow sei logisch: Werde in einer stark wachsenden Region immer weniger nachgebaut, werde das Angebot immer knapper und teurer. Tatsächlich beträgt der Leerstand bei den BBU-Mitgliedern in Teltow derzeit 2,2 Prozent, in Potsdam liegt er bei 2,3 Prozent. Überboten wird das nur noch von Kleinmachnow mit 0,6 Prozent. Ein Paradies für Vermieter.

Der 2010 erstellte und derzeit überarbeitete Mietspiegel weist ausschließlich gute bis mittlere Wohnlagen für die Region aus, einfache gibt es nicht. „In Stahnsdorf habe ich auch schon mal etwas für 8,20 Euro vermietet“, berichtet der Immobilienmakler Ralf Hendrichs von der Teltower IBV GmbH. Mietwohnungen seien schon immer knapp gewesen, „vor ein paar Monaten konnte man aber auch noch in Berlin etwas finden, dort bewerben sich jetzt 100 Interessenten für eine Wohnung.“ Verschärft werde das Problem durch die Politik: Hendrichs kritisiert, dass die Wohnungsbeihilfen für Investoren gekürzt wurden. „Und wenn jetzt die Vermieter für den Makler zahlen müssen, wird der wahrscheinlich 50 Cent pro Quadratmeter aufschlagen.“

Kritik an der BBU-Studie kommt von den Teltower Wohnungsunternehmen: Die Situation in Teltow mit Potsdam zu vergleichen, so wie es der BBU mit seinem Vergleich der Durchschnittsmieten gemacht habe, sei wenig aussagekräftig, sagt der Chef der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft WGT, Michael Kuschel. „In Potsdam ist die Spreizung der Nettokaltmieten eine andere als in Teltow.“ In der Landeshauptstadt gebe es zum Beispiel noch Quadratmeterpreise von 3,66 Euro. „Der Anteil an un- und teilsanierten Wohnungen mit relativ niedrigen Mieten ist recht hoch“, so der WGT-Chef. In Teltow hingegen sei der Mietwohnungsbestand, den Kuschel auf rund 3600 Objekte beziffert, nahezu voll saniert. Gleichzeitig seien die Maximalwerte bei den Bestandsmieten in Potsdam höher als in Teltow. „Das bedeutet, dass eine geringere Spreizung der Mietwerte, wie das in Teltow der Fall ist, zu einem höheren Mittelwert führt.“

Mietwohnungen in Teltow bleiben auch in Zukunft teuer: Bis 2030 soll die Stadt um weitere 7000 Bewohner wachsen. Die Einwohnerzahl steigt damit um satte 31 Prozent. Das prognostiziert der Landkreis Potsdam-Mittelmark in seinem aktuellen Demografiebericht. Um dem starken Zuwachs zu begegnen, baut die WGT wie berichtet fast 80 neue Wohnungen in der Paul-Singer-Straße für rund zehn Millionen Euro. Davon werden die ersten bereits im Sommer fertig sein.

Auch im Teltower Mühlendorf wird nach wie vor gebaut: 93 neue Reihenhäuser sind ab März bezugsfertig. Gebaut hat sie der Immobilienentwickler Deutsche Eigenheim. Das mit mehr als 500 Wohneinheiten ausgestattete Quartier im Süden des S-Bahnhofes gehört zu den größten Entwicklungsgebieten der Stadt. Die günstigste Kaltmiete beginnt dort bei 854 Euro. Die Spanne reicht bis hin zu Mieten von 1645 Euro für ein 180 Quadratmeter großes Haus mit drei Bädern.

Auch auf einem Areal an der Potsdamer Straße sollen bis zu fünfgeschossige Häuser hochgezogen werden. Ob Mieter dann schneller etwas finden werden, bleibt abzuwarten. Derzeit muss mit einer Wartezeit von mindestens einem halben Jahr gerechnet werden – damit sind nicht nur die Mietpreise in Teltow ernüchternd.