PNN 11.12.13

Kommissar Mexx auf Streife

von Tobias Reichelt

Weil Einbrüche und Diebstähle weiter zunehmen, hat die Polizei ihre Präsenz in der Region Teltow erhöht

Kleinmachnow - Ihren Blicken entgeht fast nichts. Die Schnauze in der Luft, die Ohren gespitzt schreitet der Riesenschnauzer Mexx von Hatzbachtal neben Polizeiobermeisterin Antje Kaufhold und Polizeihauptmeister Klaus Kelm durch den dunklen Kleinmachnower Steinweg. Das Trio sucht nach angekippten Fenstern oder unangeschlossenen Leitern im Garten – nach Sicherheitslücken. „Die Leute sind unbelehrbar“, sagt Kaufhold und stoppt vor einem Haus. Die Fenster sind dunkel, das Tor sperrangelweit offen. „Wenn wir so etwas sehen, dann gucken wir, ob jemand zu Hause ist.“ Wenn nicht, dann gibt es Post von der Polizei.

Seit Beginn der dunklen Jahreszeit hat die Polizei ihre Präsenz in der Region Teltow sichtlich erhöht. Streifenwagen fahren durch die Orte, Beamte mit und ohne Hund laufen auf den Gehwegen, sprechen Anwohner an, fragen nach Hinweisen auf Täter, fremde Personen oder verdächtige Fahrzeuge. Außerdem stecken sie freundliche Karten in die Briefkasten derjenigen, die allzu sorglos mit ihrem Hab und Gut umgehen. 20 zusätzliche Polizeikräfte wurden von Oktober bis März für die Region eingeteilt, darunter Bereitschafts- und Streifenpolizisten, Hundeführer und Kripo-Beamte in zivil. Sie sollen Täter abschrecken und bei Ermittlungen helfen. Am gestrigen Dienstagnachmittag konnten sich Kleinmachnower auf dem Rathausmarkt zudem über Präventionsmaßnahmen für ihr Haus informieren, Panzerglas mit dem Hammer testen oder einen Handtaschenalarm aufschrillen lassen.

Der Aufwand soll sich lohnen, sagt Polizeioberrat Uwe Flemming. Die Einfamilienhäuser der Region zählen zu den beliebtesten Zielen bei Einbrechern und Autodieben. Erst in der Nacht zum Dienstag sind im Kleinmachnower Elsternstieg und in der Geschwister-Scholl-Straße die Navis aus drei Autos gestohlen worden. „Man sieht in diesem Jahr einen Anstieg in der Kriminalitätsstatistik in der Region Teltow und auch, dass Kleinmachnow wieder ein Schwerpunkt ist.“ Zu verlockend scheint der schnelle Fluchtweg über die Autobahn, zu ruhig sind viele Häuser hinter hohen Hecken verborgen. Im ersten Halbjahr 2013 schlugen die Einbrecher in Kleinmachnow 65 Mal zu – im gesamten Jahr 2012 waren es 97 Einbrüche. Auch in Teltow (42) und Stahnsdorf (32) sind die Halbjahreszahlen gestiegen.

So kommt es, dass sich vor dem Infomobil der Polizei auf dem Rathausmarkt bis in den späten Abend zahlreiche Anwohner drängeln. Die Angst ist groß, erzählt Petra Sinnigen. Gemeinsam mit Sohn Rasmus und Tochter Merle probierte die Kleinmachnower Mutter erst einen Handtaschenalarm und dann einen abschließbaren Fenstergriff aus. Eingebrochen wurde bei ihnen noch nicht. Aber Nachbarn berichten davon und von Unbekannten, die durch die Gärten streifen, sagt Sinnigen. „Das beunruhigt.“

Die Polizei kann nicht überall sein, sagt Polizeioberrat Flemming. Die Angst der Anwohner wolle man mit den zusätzlichen Kräften nehmen. Kommt es dennoch zum Einbruch, werden die Opfer nicht alleingelassen: Zum neuen Konzept gehöre es, schnell und umfangreich zu ermitteln und Spuren zu sichern. Spezialisierte Kriminalisten sollen die Vielzahl der Fälle im Zusammenhang betrachten. In längeren Gesprächen mit Geschädigten hoffe man, wertvolle Informationen für die Ermittlungen zu gewinnen. Nicht zuletzt arbeiteten die Polizisten aus Brandenburg eng mit den Berliner Kollegen zusammen. Denn im Verdacht haben die Beamten gut organisierte Banden aus der anonymen Großstadt Berlin.

Klaus Kelm, Antje Kaufhold und Riesenschnauzer Mexx haben schnell ihre Runde durch den Steinweg gedreht. „Man merkt, die Menschen sind zufrieden, wenn wir vor Ort sind“, sagt Kelm. Hier und da verlieren die Polizisten ein offenes Wort, sammeln Hinweise und geben Ratschläge. Nebenbei wird über zu schnelle Autofahrer gesprochen und ein Radfahrer vom Gehweg verwiesen. „Wir sind als Ansprechpartner da“, sagt Kelm. „Das tut den Leuten gut.“