PNN 27.11.13

Welches Lied soll es denn sein?

von Kirsten Graulich

In der neuen Kleinmachnower Regenbogen-Kita sollen die Kinder mitbestimmen dürfen

Kleinmachnow - Englisch oder Chinesisch steht nicht auf dem Wochenplan der neuen Kita „Regenbogenkinder“ im Kleinmachnower Steinweg. Aber gesungen wird viel und die Knirpse dürfen selbst bestimmen, welches Lied sie vor dem Essen trällern. Die Diskussion kann dann schon mal drei Minuten dauern, doch dann sind alle zufrieden. „Wir wollen die Kinder darin bestärken, eigene Entscheidungen zu treffen“, erläutert Susann Gnielka, Initiatorin und Geschäftsführerin des Projektes, den pädagogischen Rahmen des privaten Elternprojektes. Dazu gehört auch, dass die Kinder sagen können, was ihnen nicht gefällt.

Talente herauskitzeln, die Kinder dabei aber auch fordern, lautet das Motto, ohne zwanghaften Bildungsauftrag und jenseits von Frühenglisch oder Chinesisch, sagt Gnielka. „Wir wollen ein familiäres Miteinander aller: der Kinder, Eltern und Erzieher, und das alles mit einer großen Portion Gelassenheit, denn Förderung soll auch Spaß machen.“ Abgelehnt werden dagegen Drill und Prinzipienreiterei. Das war gestern Nachmittag zur offiziellen Eröffnung der Kita zu spüren, die vom „Hort Kleinmachnow e.V.“ betrieben wird. Mit Hingabe bugsierten zwei Jungen einen rosa Stoffelefanten im Puppenwagen durch alle Räume, während drei Mädchen alle Fächer im Kaufmannsladen durchstöberten. Derweil erforschte die kleine Alice das Bücherregal. Sie wird zwar erst ab März die Kita besuchen können, aber sie freue sich schon riesig darauf, berichteten ihre Eltern.

Dass die Kinder gern kommen, bemerkten schon nach den ersten Tagen nicht nur die Erzieher, sondern auch einige Eltern, die erstaunt feststellten, dass ihre Kinder nachmittags gern länger bleiben wollten. Vor allem Kinder, die vormals nicht gern in eine Kita gingen, erzählt Gnielka, seien wie verwandelt und vergewissern sich morgens noch, ob sie auch wirklich in „ihre“ Kita gebracht werden.

Acht Kinder von einem Jahr bis zum Vorschulalter kommen seit Kurzem täglich zur Regenbogenkita, die im Erdgeschoss einer ehemaligen Pizzeria untergebracht ist. Die 22 Plätze der Einrichtung sind aber bereits komplett vergeben und bis zum Sommer werden sich alle nach und nach eingewöhnt haben. Zwei Profiköche sorgen für das leibliche Wohl der Kinder, die jeden Tag frisch zubereitete Mahlzeiten erhalten.

In der oberen Etage gibt es bereits den Hort „Regenbogenkinder“ des Hort Kleinmachnow e.V., und so bietet die Einrichtung nun insgesamt Plätze für 55 Kinder, die von einem Jahr bis zum Ende der Grundschulzeit betreut werden können. Ein halbes Jahr haben die Umbauarbeiten im Erdgeschoss gedauert, die von den Berliner Dgk-Architekten geplant und begleitet wurden. Die Kosten von rund 57 000 Euro wurden teils über Kredit, aber auch über private Ersparnisse aufgebracht. „Wenn ich vorher gewusst hätte, was da für ein Berg Arbeit vor mir liegt, wäre ich vielleicht nicht so mutig gewesen“, räumte Gnielka, die lange als Therapeutin und Sozialarbeiterin tätig war, gestern ein und fügte schnell hinzu: „Aber jetzt bin ich richtig verliebt in dieses Projekt!“

Auch die Eltern haben das Vorhaben unterstützt und manches Spielzeug beigesteuert. Denn es ist auch ihr Projekt und Einmischung von Mutter und Vater sind sogar gefragt. So können sie ihr Wissen und Können mit in das Konzept der Kita einbringen, ebenso Workshops anbieten, beispielsweise mit den Kindern basteln, malen oder turnen. Auch Oma und Opa können mittun so wie ein Großvater, der den Hortkindern beibrachte, wie man mit einer Laubsäge umgeht.

Ein weiteres Projekt wurde bereits gestartet auf einem nahe gelegenen etwa 1000 Quadratmeter großen Grundstück, das Platz zum Austoben bietet – und demnächst einen Klettergarten erhalten soll.

PNN 27.11.13

HINTERGRUND Die Kita-Landschaft in der Region

In Kleinmachnow unterhält die Kommune acht Kitas, hinzu kommen sieben Einrichtungen freier Träger. Dazu zählen die evangelische und die katholische Kirche ebenso wie die Hoffbauer-Stiftung. Die Waldorf-Kita hat erst im vergangenen Jahr ein neues Gebäude in Kleinmachnow bezogen. Allein in den kommunalen Kitas werden aktuell 511 Kinder bis zum Schuleintritt betreut. Vier der acht kommunalen Kitas sind in den vergangenen Jahren neu gebaut oder erweitert worden. Zudem gibt es in Kleinmachnow 25 Tagesmütter, die derzeit etwa 90 Kinder betreuen.

In der Nachbargemeinde Stahnsdorf besuchen 500 Kinder die fünf kommunalen Kitas der Gemeinde. In der Wannseestraße gibt es einen Waldorfkindergarten. Angeboten werden darüber hinaus 24 Tagespflegestellen. In Teltow stehen sechs Kitas in kommunaler und vier in freier Trägerschaft zur Auswahl. Abgerundet wird das Angebot durch die Eltern-Kind-Gruppe „Philantinos“ in der Kita „Rappelkiste“.

Dort ist Platz für acht Mütter oder Väter mit ihren Kindern im Alter bis zu drei Jahren. Eine Kindertagesstätte als Projekt einer Elteninitiative gab es in der Region Teltow bisher noch nicht.ldg