PNN 14.10.2013

 

Schulessen in Kleinmachnow wird teurer

von Tobias Reichelt

Die Kinder sollen gesünder essen, doch das kostet. Vor allem Familien mit wenig Geld sollen draufzahlen

Kleinmachnow - Das Schulessen in Kleinmachnow soll teurer werden. Im Zuge des geplanten Umstiegs auf einen neuen Essenslieferanten zum Beginn des neuen Jahres sollen die Kosten für ein Mittagsgericht um jeweils durchschnittlich 75 Cent steigen. Noch mehr draufzahlen sollen Eltern mit geringem Einkommen. Deren Kinder konnten in Kleinmachnow bislang kostenlos in der Schule essen. Diese Regelung soll jedoch abgeschafft werden, teilte Rathaussprecherin Martina Bellack jetzt mit.

Künftig sollen einkommensschwache Eltern jeweils einen Euro für jedes Essen ihrer Kinder in der Schule zahlen. So steht es in einer Beschlussvorlage des Rathauses, die am morgigen Dienstag erstmals im Kleinmachnower Sozialausschuss beraten werden soll. Demnach will die Gemeinde ihre bisherige Zuschuss-Regelung abschaffen. Hintergrund sei die Einführung des sogenannten Bildungs- und Teilhabepaketes des Bundes vor zwei Jahren. Im Rahmen dessen übernehme der Bund ohnehin einen großen Teil des Essensgeldes für einkommensschwache Familien. Aber eben nicht alles. Die Eltern sollen ab dem nächsten Jahr einen Euro dazuzahlen, wenn sie wollen, dass ihre Kinder ein warmes Essen in der Schule, im Hort oder im Kindergarten bekommen.

Im Grunde gehe es dabei um eine Angleichung zweier sich widersprechender Regelungen, sagte Bellack: die der Kommune und die des Bundes. „Wir wollen die Vorschriften vereinheitlichen.“ Die Aufhebung der Regelung solle keine erheblichen Nachteile für Betroffene mit sich bringen, heißt es auch in der Beschlussvorlage. Eltern, die Arbeitslosengeld II empfangen oder Sozialgeld, Sozialhilfe, Wohngeld, einen Kinderzuschlag oder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, könnten in den Genuss des Bildungspaketes kommen. Das biete neben dem Essensgeldzuschuss unter anderem auch eine Lernförderung, bezahlte Klassenfahrten und Ausflüge sowie Zuschüsse zum Schulbusgeld. Wie Bellack sagte, haben in Kleinmachnow bislang ohnehin nur wenige Kinder kostenloses Schulessen bekommen. Das Rathaus verzeichnete maximal zehn Elternanträge pro Schuljahr, sagte Bellack.

Auch in den Kleinmachnower Nachbarkommunen wird auf das Bildungspaket des Bundes gesetzt. So müssen einkommensschwache Eltern auch in Teltow je einen Euro pro Mahlzeit ihrer Kinder zuzahlen. Eine kostenloses Schulessen hat es hier erst gar nicht gegeben.

Die allgemeinen Kostensteigerungen für das Schulessen aller Kinder in Kleinmachnow seien indes auf den geplanten Umstieg des Essenslieferanten zurückzuführen, sagte Rathaussprecherin Bellack. Nach der Brechdurchfallwelle an den Schulen im Osten Deutschlands im vergangenem Herbst, bei der fast 11 000 Kinder erkrankt waren, setzt die Gemeinde auf gesünderes Schulessen. Auslöser der Krankheitswelle waren Tiefkühlerdbeeren aus China, die der französische Caterer Sodexo ausgeteilt hatte. „Solche Erdbeeren soll es künftig nicht mehr in unserem Essen geben“, sagte Bellack. Man wolle mehr Wert auf Biospeisen, auf saisonale Zutaten aus der Region sowie eine gesunde Zubereitung setzen. Das werde sich jedoch im Preis niederschlagen – im Durchschnitt mit 75 Cent pro Mahlzeit.

Wie berichtet hatte auch die Nachbargemeinde Stahnsdorf nach dem Sodexo-Skandal den Essensanbieter gewechselt. Seit Schuljahresbeginn werden die Kinder an Kitas und Schulen vom „Märkischen Food Service“ direkt aus Stahnsdorf bekocht. Obwohl das Essen dort nun viel frischer auf den Tisch kommt – unter anderem wird es zweimal täglich zur Mittagszeit geliefert –, konnte der Anbieter die Preise für das Schulessen halten. Tobias Reichelt