PNN 12.10.2013

Die Schöne vom Schulhof

von Tobias Reichelt

Splitternackt. Noch steht die „Phryne“ von Ferdinand Lepcke auf dem Hof der Eigenherd-Grundschule. Mitglieder des Heimatvereins wollen sie von dort befreien. F

Glatte Haut, die Haare hochgesteckt, der Körper entblößt. Kunstliebhaber werben wieder um Lepckes „Phryne“ in Kleinmachnow

Kleinmachnow - Sie ist aufreizend schön und ein Reizthema zugleich. Einsam steht die junge Frau am Rande des Schulhofes der Kleinmachnower Eigenherd-Schule. Nackt. Den Blick gesenkt, nur ein leichter Umhang legt sich um eine ihrer Schultern. Eine Hand greift nach dem Stoff, der aus Metall gefertigt ist. Zieht sie sich an? Zieht sie sich aus? Man wird es nie erfahren, denn sprechen kann Ferdinand Lepckes (1866-1909) „Phryne“ nicht. Die bronzene Plastik ist stumm und taub – und doch könnten der Schönen vom Schulhof dieser Tage wieder die Ohren klingen.

Beim Anblick der jungen Badenden wird es Ingo Saupe schwer ums Herz. „Ein so herrliches Kunstwerk“, seufzt der Kleinmachnower Rentner. „Wie kann man sie so sinn- und zweckentfremdet auf einen Schulhof sperren?“, fragt das Mitglied des Heimatvereins. „Es ist eine selten schöne Frauenfigur.“ Mit einem Antrag an die Gemeindevertreter will der Verein Lepckes „Phryne“ befreien. Sie soll zurück ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Am Dienstag soll im Kulturausschuss darüber beraten werden – es ist nicht der erste Befreiungsversuch. Schon seit Jahren wird in Kleinmachnow immer mal wieder darüber debattiert.