PNN 7.5.13

Platz für Sport immer noch knapp

von Tobias Reichelt

Trotz neuer Sporthallen wird in der Region Teltow der Ruf nach einer Megahalle und einem Stadion lauter

Region Teltow - Fußball ist ein Spiel, bei dem in der Region Teltow über 80 Kinder auf einem Platz den Bällen hinterherjagen. Und viele andere müssen zusehen. Sie stehen auf den Wartelisten der Vereine, die seit Jahren um freie Trainingsplätze und Sporthallen ringen. Die Kapazitäten reichen nicht, um dem Ansturm gerecht zu werden, sagt Michael Grunwaldt, Chef des mit 2800 Mitgliedern größten Sportvereins der Region, dem RSV Eintracht. Wie dem RSV ergeht es vielen Vereinen – und einigen Schulen. Deshalb wird der alte Ruf nach einer Megahalle und einem Stadion wieder laut.

Dabei ist viel passiert: Erst im vergangenen Jahr wurden an der Gorki-Gesamtschule in Kleinmachnow und am Diakonissenhaus in Teltow zwei neue Hallen eröffnet. 2011 wurden die Sporthallen am künftigen Gymnasium Stahnsdorf und an der Teltower Stubenrauch-Grundschule gebaut. Am Montag wurde am Bildungscampus der Hoffbauer-Stiftung Richtfest für eine neue Sporthalle gefeiert. Allein dieser Bau hat 4,73 Millionen Euro gekostet, mitfinanziert vom Landkreis, Teltow und Kleinmachnow.

Schon jetzt ist klar: Auch dieser Neubau wird nicht reichen. „Ich glaube nicht, dass unser Evangelisches Gymnasium, unsere Grundschule und das benachbarte Oberstufenzentrum mit dieser Halle auskommen“, sagte Peter Brandsch-Böhm, Leiter des Hoffbauer-Gymnasiums, zum Richtfest. Die Halle werde das Platzproblem lindern, aber nicht lösen.

Das sieht auch RSV-Chef Grunwaldt so. Das Problem treffe den Verein, der in zwölf Sportarten aktiv ist, in voller Breite. Die Wartelisten seien zum Teil erschreckend lang. Allein 200 Kinder warteten darauf, mitturnen zu können. „Dabei turnen wir schon mit 500 Kindern.“ Da immer mehr Schulen ihre Angebote in den Nachmittag hinein verlagerten und damit auf Hallen und Plätze zugriffen, habe sich das Problem verschärft. Die Wartelisten werden länger und länger.

Das kennt auch Hans-Jürgen Watteroth vom Teltower Fußballverein 1913. In den vergangenen sechs Jahren habe sich die Mitgliederzahl fast verdoppelt, auf heute 600. In Teltow ist keine Trainingszeit frei, die Kindergruppen zählen bis zu 24 Teilnehmer, vier Gruppen würden parallel auf einem Fußballplatz trainiert. „Wir können nicht anders“, sagt Watteroth. Die Lösung wäre ein neuer Platz oder zumindest der Ausbau des Fußballplatzes an der Jahn-Sporthalle zu einem Kunstrasenfeld. Auf den künstlichen Halmen könnte man zu jeder Jahreszeit spielen.

RSV-Chef Grunwaldt verweist auf das mittlerweile 15 Jahre alte Sportstätten-Entwicklungskonzept, das sich die Region gegeben habe. Eine riesige Mehrzweckhalle und ein Stadion für bis zu 3000 Zuschauer sind darin festgeschrieben. „Nur guckt da heute keiner mehr rein.“ Dabei war man in der Diskussion bereits weit: Dort wo heute die neue Hoffbauer-Halle entsteht, war gegenüber eine Mehrzweckhalle geplant. Doch die Gemeindevertreter und Stadtverordneten der drei Nachbarkommunen lehnten die Millioneninvestition ab. Aus den Köpfen der Bürgermeister scheint sie noch nicht verschwunden: „Die Region könnte die Mehrzweckhalle gut gebrauchen“, sagte Teltows Amtsinhaber Thomas Schmidt (SPD). Sein Kleinmachnower Amtskollege Michael Grubert (SPD) spricht von einer vertanen Chance. Immer mehr Einwohner ziehe es in die Region, die Vereine würden wachsen und in höheren Ligen mehr Zuschauer anlocken wie die Basketballer des RSV in der zweiten Liga. „Eine größere Halle wäre besser gewesen“, so Grubert beim Richtfest.

Landrat Wolfgang Blasig (SPD) verwies auf die Pläne für den Abriss und Neubau der Sporthalle am Teltower Kant-Gymnasium. Im Oktober sollen die Arbeiten dort beginnen. Doch auch das werde nicht die letzte neue Halle für die Region sein, prophezeite Blasig.

Einen Vorschlag unterbreitete Hoffbauer-Chef Frank Hohn. Da dem Bildungscampus bislang ein Sportplatz fehle, müsse man über den Bau eines Kleinstadions in der Nähe nachdenken. „Es wäre schön, wenn es gelänge, ein solches Projekt in Zusammenarbeit mit den Kommunen auf den Weg zu bringen“, so Hohn. Und noch eine gute Nachricht hat er für die Vereine: Die neue Halle werde auch Sportgruppen am Nachmittag offen stehen. Ein Lärmgutachten erlaube es, bis spät in die Nacht bei geschlossenen Türen und Fenstern Sport zu treiben.