PNN 5.4.13

Juden in Kleinmachnow Stolpersteinprojekt stockt

Kleine Gedenksteine: Der Künstler Gunter Demnig verlegt sie seit Jahren überall in Europa - und schafft so Erinnerungen an deportierte Juden.

Das Kleinmachnower Stolperstein-Projekt stößt an seine Grenzen: Opfer lehnen die Verlegung ab, Zeitzeugen versterben. Die Arbeitsgruppe konzentriert sich jetzt auf stille Helden und lädt zu einer Radtour ein.

Kleinmachnow - Die Zahl von 22 in Kleinmachnow verlegten Stolpersteinen, die an das Leid von Juden des Ortes zu Zeiten der Nazi-Diktatur erinnern sollen, wird wohl nicht weiter steigen. Das sagte Marion Krajewski von der Kleinmachnower „Projektgruppe Stolpersteine“ jetzt gegenüber den PNN. Die Recherche stelle sich als immer schwieriger dar. Die Zeit spiele gegen die ehrenamtlichen Forscher des Heimatvereins und der evangelischen Gemeinde.

Zeitzeugen versterben und in anderen Fällen lehnten Angehörige der Opfer es ab, dass die messingbeschlagenen Steine des Künstlers Gunter Demnig verlegt werden. Im übertragenen, wörtlichen Sinne wollen sie nicht, dass erneut auf dem Leid ihrer Vorfahren herumgetrampelt werde, sagte Krajewski. Trotzdem geben die Forscher nicht auf. Sie konzentrieren ihre Recherchen nunmehr auf Kleinmachnower, die Juden zur Zeit des Zweiten Weltkriegs zur Seite gestanden haben – die „stillen Helden“.

Männern und Frauen wie zum Beispiel Margarethe Sommer, die unter Einsatz ihres Lebens anderen geholfen haben, soll in Kleinmachnow eine Gedenkstele gewidmet werden. So versteckte die Kleinmachnower Katholikin in ihrem Haus in der Ernst-Thälmann-Straße einst die junge Jüdin Sonja Goldwert und bewahrte sie vor der Deportation. Andere Kleinmachnower suchten ebenfalls nach Verstecken für Juden, begleiteten sie zu Behördengängen oder ließen deren Namen im Melderegister ändern. Viele von ihnen hätten ihre Aktionen so geheim gehalten, dass selbst die eigene Familie nicht davon wusste. „Die Menschen waren bescheiden“, so Krajewski. Sieben „stille Helden“ hat die Projektgruppe ausfindig gemacht.

Um die Stele – entworfen vom Kleinmachnower Künstlerpaar Julia und Rainer Ehrt – aufstellen zu können, sind 8000 Euro an Spenden nötig.

Unter dem Motto „Eine Stele für den Mut und das Überleben“ lädt die Aktionsgruppe am Sonntag, dem 7. April, um 16 Uhr zur Fahrradtour ein. Los geht es an der Ecke Zehlendorfer - / Thomas-Müntzer-Damm. Die Tour führt zum Judensammelhaus, dem einstigen Zwangsarbeiterlager und auch zur Kreuzung Hohe Kiefer / Förster-Funke-Allee. Hier soll die Stele einmal aufgestellt werden. Der Platz dort könnte, so Krajewski, den Namen von Margarethe Sommer bekommen. (tor)