PNN 8.12.12

Seniorenbeirat fühlt sich abgebügelt

von Thomas Lähns

Antrag auf Budget für Demografieprojekte von Grünen zurückgezogen. Debatte geht aber weiter

Potsdam-Mittelmark - Die Debatte um ein eigenes Budget für Seniorenprojekte im Landkreis geht weiter. Zwar hat die Fraktion der Bündnisgrünen ihren Antrag auf 500 000 Euro jährlich auf der jüngsten Kreistagssitzung zurückgezogen – die große Koalition ließ keine Zustimmung erkennen. Allerdings hat sich jetzt der Seniorenbeirat eingeschaltet, und der will das Thema ebenfalls weiterverfolgen. „Dass so etwas abgelehnt wird, erschüttert all jene, die sich täglich mit Seniorenarbeit beschäftigen“, so der Kreistagsabgeordnete Wolfgang Kroll gestern gegenüber den PNN. Er ist seit sechs Wochen Vorsitzender des Kreisseniorenbeirates. Als Abgeordneter der Freien Bürger und Bauern (FBB) gehört er gleichzeitig der Großen Koalition an.

Aus dem Seniorenbudget sollen barrierefreie Umbauten von Bildungs- und Kulturstätten in den Kommunen bezuschusst und altersgerechte Wohnbauprojekte angeschoben werden. Auch für altersspezifische Sport- und Trainingskonzepte und Projekte unter dem Motto „Lebenslanges Lernen“ könnte Geld ausgereicht werden, so der Vorschlag der Grünen-Fraktion. Dem hielt Landrat Wolfgang Blasig (SPD) aber im Kreistag erneut entgegen, dass der Landkreis grundsätzlich Politik für Ältere machen würde. „Sie tun so, als wären Senioren eine Randgruppe, die man mit 500 000 Euro auf den Weg bringen müsste“, so Blasig in Richtung der Grünen. Das Landratsamt hatte zudem eine Liste aller für die kommenden fünf Jahre geplanten Ausgaben aufgestellt, die Senioren zugutekämen. Dazu würden die Rufbusse, das Kreisentwicklungsbudget und eine für 2015/16 geplante Bildungsoffensive unter dem Titel „Aktivsein im Alter“ gehören.

 „Für uns ist das keine befriedigende Antwort“, unterstrich Grünen-Fraktionschef Martin Köhler. Er verwies auf die Seniorenleitlinien, die der Kreistag Anfang des Jahres beschlossen hatte. Darin wird erklärt, dass Ältere in Potsdam-Mittelmark möglichst lange in ihrer eigenen Wohnung leben und mehr Möglichkeiten zur Mitbestimmung sowie Orte zur Begegnung geschaffen werden sollen Bis jetzt habe der Landkreis aber noch nichts anzubieten, so Köhler. Er warnte davor, das Thema auszusitzen. Der Antrag soll nun in den Ausschüssen des Kreistages beraten werden.

Auch Kreissenioren-Chef Wolfgang Kroll gab sich gestern enttäuscht vom Verlauf der Debatte. Der Vorschlag sei abgebügelt worden, kritisierte er. Das sei grundsätzlich so, wenn Linke oder Grüne einen Antrag stellen. Dabei sei im Vorfeld der Sitzung die Bitte an alle Fraktionen ergangen, dieses Mal nicht auf das Parteibuch zu blicken. Kroll hatte den Antrag zusammen mit dem Kleinmachnower Senioren-Beiratschef Herbert Franke ausgearbeitet. Franke wiederum ist Mitglied der Grünen-Fraktion. In seiner Fraktion, ließ Kroll durchblicken, habe es gemischte Reaktionen auf den Vorstoß gegeben.

Grüne und Senioren verweisen auf den demografischen Wandel. „Mindestens die Hälfte unserer Kommunen arbeitet mit einem Haushaltssicherungskonzept – sie können allein keine Projekte wie altersgerechtes Wohnen umsetzen“, unterstrich Kroll. Wie der Wandel aussehen wird, erklärte Landrat Wolfgang Blasig (SPD) selbst im Kreistag: Laut neuestem Demografiebericht des Kreises, der demnächst veröffentlicht werden soll, werde die Bevölkerung in Mittelmark zwar nicht weniger – aber älter. Thomas Lähns