PNN 21.11.12

Grüne wollen Fördertopf für Senioren

von Andreas Koska (mit lä)

500 000 Euro sollen pro Jahr zum Beispiel für barrierefreies Wohnen zur Verfügung gestellt werden

Potsdam-Mittelmark - „Hier möchte ich alt werden“, sagt Herbert Franke voller Überzeugung. Der 75-Jährige ist im Landkreis fest verwurzelt: Er ist Vorsitzender des Kleinmachnower Seniorenbeirates und mischt als Abgeordneter für die Grünen auch im Kreistag mit. Sein persönliches Ziel ist das vieler älterer Menschen: So lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben.

„Hier möchte ich alt werden“ – das ist auch einer der Leitsprüche des Landkreises. Allerdings finde Seniorenpolitik noch zu selten ihren Niederschlag in konkreten Beschlüssen, so Franke. Die Grünen-Kreistagsfraktion will das ändern: Ab dem kommenden Jahr sollen in Potsdam-Mittelmark 500 000 Euro jährlich aus der Kreiskasse für Seniorenprojekte zur Verfügung gestellt werden. Damit sollen Orte der Begegnung, generationsübergreifende Projekte, Sport- und Trainingskonzepte, Barrierefreiheit bei Kultur und Bildung sowie Modernisierungsmaßnahmen bei gemeindlichen Wohnungsgesellschaften unterstützt werden. Über einen entsprechenden Antrag soll der Kreistag auf seiner Sitzung am 6. Dezember abstimmen. Im Rahmen einer öffentlichen Fraktionssitzung stellten die Grünen ihre Ideen vorab am Montagabend in Borkheide vor.

Der Vorstoß ist nicht ganz neu: Bereits im Rahmen des Kreisentwicklungsbudgets, mit dem Investitionsprojekte in finanzschwachen Kommunen bezuschusst werden, hatten die Grünen gefordert, neben Kita-Sanierungen und Investitionen in den Brandschutz auch Mehrgenerationenhäuser zu fördern. Nun jedoch soll ein eigener Fördertopf aufgelegt werden. Die Grünen verweisen dabei auf die Seniorenleitlinien, die der Kreistag Anfang dieses Jahres beschlossen hatte. Darin wird unter anderem angestrebt, dass Senioren selbstbestimmt leben und in vertrauter Umgebung wohnen können. Auch die Themen Gesundheit und lebenslanges Lernen spielen darin eine Rolle.

Immerhin: In seiner Heimatgemeinde Kleinmachnow erlebe Franke gerade, wie mit kommunalen Zuschüssen 44 barrierefreie Wohnungen gebaut werden, berichtete er am Montagabend. Demgegenüber würden die Senioren im Strategiebeschluss des Landkreises für die kommenden Jahre nur am Rande vorkommen, zudem würden keinerlei Mittel für die Seniorenarbeit bereitgestellt werden.

Mit seinen Forderungen stieß Franke am Montag beim Sozialdezernenten des Kreises, Thomas Schulz (SPD), auf Verständnis. „Aber lassen sie uns noch etwas Zeit“, bat der. Zurzeit befinde man sich noch in Gesprächen mit den Kommunen, im Herbst kommenden Jahres solle dem Kreistag eine detaillierte Vorlage mit konkreten Maßnahmen vorgestellt werden, kündigte Schulz an.

Dass die Forderungen der Grünen-Fraktion in die richtige Richtung weisen, zeigte sich in den Äußerungen von Karin und Michael Luther. Das Paar aus Borkwalde hatte genaue Vorstellungen davon, wie man das Leben der Senioren erleichtern könnte. Es fehle ein Bürgerhaus und vor allem an Bus- und Bahnverbindungen. In einem Ort wie Borkwalde mit immerhin 1500 Einwohnern werden zudem auch Nahversorger vermisst. „Wir müssen zum Einkaufen fahren, hier fehlt ein Rufbus oder ein ähnliches System“, bemängelte Michael Luther.

Das Ehepaar will aber bei konkreten Maßnahmen mitreden: „Wenn etwas geplant wird, dann mit den Senioren, nicht über ihre Köpfe hinweg“, setzte Karin Luther hinzu. Ob die 500 000 Euro aus der Kreiskasse reichen, um alle Wünsche zu erfüllen, glauben die Grünen indes nicht. „Es ist ein guter Ansatz für eine Anschubfinanzierung“, so Fraktionschef Martin Köhler, der jetzt auf die Zustimmung der anderen Fraktionen setzt. Andreas Koska (mit lä)