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PNN 14.11.12

Hakeburg verrottet weiter

von Ariane Lemme

Eine Frage der Perspektive. Nachdem Vivaro die Hakeburg 2006 gekauft hatte, plante sie dort noch ein Hotel.

Die Pläne für eine Wohnnutzung stoßen im Kleinmachnower Bauausschuss bisher auf Widerstand

Kleinmachnow - Im schlimmsten Fall wird die Neue Hakeburg in Kleinmachnow einfach verrotten. Offiziell will das keiner – weder die Mitglieder des Bauausschusses noch die Eigentümerin Vivaro, eine Tochter der Immobiliengesellschaft Orco. Auf deren Seite aber waren die Reaktionen nach dem Bauausschuss am Montagabend heftig: Wenn die Gemeindevertreter kein Interesse am Erhalt der Burg hätten, könne man das Gebäude auch verrotten lassen, hieß es. Baurecht für ein geplantes zusätzliches Bettenhaus bestehe bereits, notfalls werde nur das gebaut, die Burg jedoch irgendwann in sich zusammenfallen, hieß es. Finanziell stehe man auf sicheren Füßen und sei nicht von der Entwicklung der Hakeburg abhängig, sagte Projektleiter Wolfgang Falk gegenüber den PNN am Dienstag.

Um eben diese Entwicklung gibt es bereits seit Jahren Streit. Nachdem Vivaro die Hakeburg 2006 gekauft hatte, plante sie dort ein Hotel nebst Bettenhaus und Biergarten, was ein 2010 beschlossener Bebauungsplan der Gemeinde auch festschrieb. Weil sich dafür über Jahre kein seriöser Investor fand, sind diese Pläne seit rund einem Jahr vom Tisch. Jetzt sollen dort 16 Privatwohnungen entstehen. Auf die Erweiterungsbauten – insbesondere das Bettenhaus – soll eigentlich verzichtet werden – ein Entgegenkommen an die Gemeinde, so Falk.

Dafür müsste der Bebauungsplan geändert werden. Bereits im Mai dieses Jahres hatte der Bauausschuss erklärt, dem Änderungsverfahren erst dann zuzustimmen, wenn Vivaro die tatsächliche Wohnnutzung zusichere und ein ernster Wille zur Umsetzung des Konzepts erkennbar sei. Im jetzt vorgelegten Aufstellungsbeschluss wollte Bauausschussvorsitzender Jens Klocksin (SPD) jedoch keine konkrete Planung erkennen. Unterstützt wurde er dabei von seiner Parteikollegin Susanne Krause-Hinrichs: „Hier weiß keiner, ob das nicht wieder eine Luftnummer wird, es fehlen Informationen mit Substanz“, sagte sie.

Der Hintergrund: 2009 hatte Vivaro das denkmalgeschützte Burgensemble verkaufen wollen – das Geschäft mit einem Schweizer Investor platzte und die Gemeindevertreter fühlten sich verschaukelt: Denn der geplante Deal wurde erst bekannt, nachdem nach jahrelangen Verhandlungen der Kompromiss zu Hotel, Gaststätte, Gästehaus und Biergarten ausgehandelt worden war und die Gemeinde den entsprechenden Bebauungsplan aufgestellt hatte. „Eine Zeitverschwendung ohne gleichen“, nannte Klocksin das damals. Mit hauchdünner Mehrheit lehnte der Bauausschuss nun am Montagabend auch den überarbeiteten Antrag ab. „Wir stehen dem Vorhaben grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber, die Pläne sind aber zu wenig konkret“, so Klocksin.

Ernstzunehmende Interessenten für die geplanten Wohnungen gebe es bereits, heißt es allerdings in einem Schreiben von Vivaro an die Gemeindeverwaltung. Mit der Unteren Denkmalbehörde seien die Pläne abgestimmt, die Planungskosten würde das Unternehmen selbst tragen.

Grundsätzlich befürwortet die Denkmalschutzbehörde eine wirtschaftlich sinnvolle Nutzung der 1906 erbauten Burg, solange diese dem Erhalt des Ensembles diene, heißt es in dem Schreiben weiter. Balkone dürften demnach nicht angebaut werden. Ob das Hauptgebäude in mehrere Wohnungen aufgeteilt werden kann, ist demnach noch offen, dazu müssten sich die einzelnen Fachbehörden noch abstimmen.

Ganz sicher sei, dass die Burg auch dann nicht abgerissen werden dürfte, wenn die Gemeinde den Bebauungsplan nicht ändern will. Auch einfach verrotten lassen könne Vivaro die Burg dann nicht, so Gernot von Arend, Leiter des Denkmalschutzes Potsdam-Mittelmark. „Sobald Gefahr für das denkmalgeschützte Gebäude im Verzug ist, würden Auflagen zur Sicherung gestellt“, sagte er den PNN auf Anfrage.