PNN 22.10.12

Energie aus Teltower Kräutern

von Ariane Lemme

Die Region nimmt an bundesweitem Bioenergieregion-Projekt teil und erwägt Bau einer Anlage

Teltow - Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern gehören in Kleinmachnow schon zum Ortsbild. In Teltow und Stahnsdorf wird über den Bau von Windkraftanlagen diskutiert. In Zukunft könnte auch eine eigene Biogasanlage zur nachhaltigen Energiegewinnung in der Region beitragen. „In den kommenden drei Jahren werden wir prüfen, ob sich eine solche Anlage für die drei Kommunen lohnt“, sagte die für Teltow und Kleinmachnow zuständige Klimamanagerin Katharina List auf PNN-Anfrage. „Wenn wir uns mit dem ländlichen Raum vergleichen, sind unsere Möglichkeiten hier aber begrenzt.“

Hintergrund ist das bundesweite Projekt der sogenannten Bioenergieregionen, an dem sich ab kommendem Jahr die Stadt Teltow und die beiden Nachbarkommunen Kleinmachnow und Stahnsdorf beteiligen. Sie gehören damit zur Bioenergieregion Ludwigsfelde. Das Bundeslandwirtschaftsministerium stellt der Region Ludwigsfelde dafür 330 000 Euro zur Verfügung, das Geld wird vor allem in Machbarkeitsstudien fließen.

Mittelfristig sollen die teilnehmenden Kommunen auf fossile Energieträger weitgehend verzichten. An deren Stelle soll Biomasse aus regional verfügbaren Rohstoffen, also etwa Bioabfällen, Raps und Zuckerrüben treten – neben der Nutzung von Wind und Sonnenenergie. Laut einer Studie könnte bereits 2030 der komplette Strombedarf Brandenburgs durch einen Mix aus Sonnen,- Windenergie und Biomassenutzung gedeckt werden.

Doch bis dahin ist es ein weiter Weg: Die Kleinmachnower Gemeindevertreter haben sich jetzt darauf geeinigt, in den kommenden drei Jahren vor allem Akzeptanz und Wissen bei den Bürgern zu fördern. Grundsätzlich strebe die Kommune durch die Teilnahme am Bioenergieregion-Projekt eine effiziente Grünabfall-Entsorgung an, heißt es in dem entsprechenden Beschluss. Sprich: Aus dem anfallenden Baumschnitt könnte in einer Anlage Biogas werden. Bleiben Energie und Gewinn in der Region, so meinen Experten, stoßen Projekte zur nachhaltigen Energieerzeugung auf deutlich weniger Widerstand bei den Anwohnern.

Doch in Stahnsdorf und Teltow findet sich, anders als etwa bei Ludwigsfelde, vergleichsweise wenig Landwirtschaft, Kleinmachnow kann gar keine Ackerflächen vorweisen. Die aber sind zur Erzeugung von Biogas nötig: Dabei werden Energiepflanzen, Grünabfälle und Exkremente vergärt, das so entstehende Gas meist in einem Blockheizkraftwerk zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt.

Ob sich für die drei Kommunen demnach eine eigene Biogas-Anlage überhaupt lohnt, müsse in den kommenden drei Jahren eine Machbarkeitsstudie prüfen, so List. Theoretisch wäre eine solche Anlage aber denkbar. Daneben müsse aber auch die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie weiter ausgebaut werden.

In jedem Fall spielten dabei die stillgelegten Rieselfelder eine entscheidende Rolle, so List – auch wenn die Debatte um die Felder sehr aufgeladen sei. Die Plan 8 GmbH etwa will auf einem Teil der ehemaligen Rieselfelder zwischen Teltow und Stahnsdorf 22 Windräder errichten – ein Vorhaben, gegen das die Stahnsdorfer seit Jahren Sturm laufen. Siebzehn Anlagen würden auf ihrem Territorium stehen, der Rest auf Teltower Gebiet.

Ein anderer Ansatz sei, auf den Rieselfeldern Wildkräuter anzubauen, um sie in einer Biogasanlage in Energie umzuwandeln, so List. Vorher müssten allerdings die Risiken erforscht werden: Durch die jahrzehntelange Abwasserverwertung bestehe die Gefahr, dass der Boden mit Schwermetallen angereichert sei. Geprüft werden müsse deshalb, ob diese von den Pflanzen aufgenommen und durch die Biogasanlage in die Luft gefeuert würden.