PNN 7.7.12

Pendeln per Pedelecs

von Ariane Lemme

Region Teltow will mit Modellprojekt Elektromobilität fördern – Geld vom Bund gibt es dafür wohl nicht

Region Teltow - Die Region Teltow könnte bald zu einem Schaufenster für Elektromobilität werden. Zusammen mit dem Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf soll hier der Einsatz von Elektrofahrrädern erforscht und erprobt werden. „Das Projekt richtet sich vor allem an Pendler“, sagte die Klimaschutzbeauftragte für Teltow und Kleinmachnow, Katharina List, den PNN. Gerade für die könnten die sogenannten Pedelecs, also motorunterstützte Fahrräder, eine Alternative zum Auto werden. Damit das klappt, müssten allerdings Anreize geschaffen werden: Noch fehlen Elektro-Tankstellen und Ausleihmöglichkeiten, auch öffentliche Stellplätze sind nicht ausreichend vorhanden. Eventuell werde es nötig, besondere Wege anzulegen, weil normale Fahrradwege zu schmal für die Elektroräder seien, so List.

Möglich gemacht werden sollte das eigentlich durch Bundesfördergelder aus dem Konjunkturpaket II. Dahinter steht die Absicht der Bundesregierung, Elektromobilität in Deutschland auszubauen: Bis zum Jahr 2020 sollen eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straßen gebracht werden. Zwischen 2009 und 2011 flossen bereist 500 Millionen Euro in das Vorhaben. Die Bundesregierung will damit für mehr Elektromobilität werben, die großflächig angelegten sogenannten Schaufenster, also die Modellregionen, in denen die Projekte umgesetzt werden, sollen dabei als Zugpferde fungieren.

Bis zum Herbst prüft die Regierung jetzt, welche Einzelprojekte innerhalb der Schaufenster in das Förderprojekt aufgenommen werden. Dann erst stehe endgültig fest, ob der „Pendelec Korridor Berlin-Brandenburg“, der zwischen der Region Teltow und Steglitz-Zehlendorf entstehen soll, dabei ist, so List. „Nach einem jüngsten Schreiben vom Difu sieht es für unser Projekt allerdings schlecht aus“, sagte Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) auf PNN-Anfrage. Andernfalls gebe es noch die Möglichkeit, sich beim Land um Gelder zu bewerben. Konkretere Aussagen dazu waren beim Difu bislang nicht zu bekommen.

„Bislang haben Elektrofahrräder in Berlin und Brandenburg noch ein Image-Problem“, sagt Holger Tumat. Er ist einer, der es wissen muss, Tumat ist Geschäftsführer bei Leaserad, einer Leasingfirma für Elektrofahrräder in Teltow. Die Nutzung hinke hier in der Region dem Bundesdurchschnitt weit hinterher. Das habe einerseits mit der geringeren Kaufkraft zu tun, andererseits mit der Wohnsituation: „Ein 25 Kilogramm schweres Rad trägt man nicht mal eben in die Altbauwohnung im 4. Stock hoch.“ Öffentliche Stellplätze fehlen, private seien oft nicht sicher, so Tumat. Solche Überlegungen spielen beim Kauf eines im Schnitt knapp 2000 Euro teuren Rads durchaus eine Rolle.

Seine Pedelecs mit 250-Watt-Motor verleiht Tumat nicht an Privatkunden, sondern an Kommunen und Unternehmen – etwa die Berliner Verkehrsbetriebe. Kunden aus Potsdam-Mittelmark habe er bislang allerdings nicht. Klar, dass in Tumats Augen die Pedelecs in der Region ein besseres Image gut gebrauchen könnten.

Rechtlich sind die Akku-betriebenen Pedelecs normalen Fahrräder gleichgestellt, das heißt, Führerschein oder Versicherung sind nicht nötig. Ob künftig Fahrradwege ausgebaut werden müssten, um keine Konflikte zwischen Radlern und Pedelec-Fahrern zu provozieren, könnte etwa mit dem Korridor-Projekt erforscht werden. Eine andere Möglichkeit wären eigene Fahrstreifen auf den Straßen. Die könnten dann auch von den leistungsstärkeren E-Bikes genutzt werden. Pedelecs seien für Pendler ideal, sagt Tumat. „Die Fahrer sparen Geld für Benzin und stehen nicht im Stau.“ Trotzdem kommen sie schnell – und vor allem nicht verschwitzt auf Arbeit an. Vor allem Letzteres spiele für viele eine wichtige Rolle. Nur bei schlechtem Wetter ließen viele seiner Kunden das Pedelec stehen. „In solchen Fällen sollten Firmen Fahrgemeinschaften organisieren“, rät Tumat.

Bereits seit 2009 fördert die Bundesregierung Elektromobilität in Modellregionen. Über das Deutsche Institut für Urbanistik hatten Bundesverkehrs-, Umwelt- und Wirtschaftsministerium dabei in einem ersten Schritt bundesweit 205 Einzelprojekte verglichen. Insgesamt hatten sich bundesweit 23 Regionen beworben, die Hauptstadtregion war im Frühjahr schließlich als eine von vieren ausgewählt worden. Innerhalb der Schaufenster bewerben sich jetzt im zweiten Schritt zahlreiche Einzelprojekte um die Bundesmittel – Berlin und Brandenburg hatten sich mit insgesamt 257 Projektpartnern beworben, darunter 205 Unternehmen und 24 Forschungseinrichtungen. Für das auf drei Jahre angelegte Programm stellt der Bund Fördermittel in Höhe von bis zu 180 Millionen Euro zur Verfügung.