PNN 18.6.12

Mit dem Fahrrad zum Einsatz

von Kirsten Graulich

Kleinmachnows Feuerwehr feierte auf Rathausmarkt ihren 80. Geburtstag. Die Freude war nicht ungeteilt

Kleinmachnow - Feuerwehr-Parade in Kleinmachnow: Das Sirenenkonzert vor dem Rathausmarkt hat Samstagmittag für Aufsehen gesorgt. Die meisten Kleinmachnower, die zu dieser Zeit unterwegs waren, winkten den Florianjüngern zu. Manche kramten ihr Handy aus der Tasche, um Schnappschüsse vom Fahrzeugkorso zu machen. An der Rundfahrt durch den Ort nahmen auch befreundete Feuerwehren teil. Die Kleinmachnower Kameraden feierten den 80. Geburtstag ihrer Feuerwehr.

Die Freude über das Jubiläum war an diesem Samstag nicht ganz ungeteilt. Rathaus-Sprecherin Martina Bellack ist sich sicher: „Am Montag werden wieder Beschwerden kommen, weil es einigen zu laut war.“ Ein älterer Herr hätte bereits empört gefragt, ob es überhaupt eine Genehmigung für das „Tatütata“ gegeben habe. Der Ärger ist leider nicht auf das Jubiläum beschränkt.

Auch im Ernstfall gibt es häufig Zoff mit einzelnen Bürgern. Seit Jahren beschweren sich Kleinmachnower über die Einsätze mit Sirenen, in den Nachbarorten kennt man das Problem nicht. Die Verbitterung darüber war Wehrführer Mario Grocholski am Samstag ein bisschen anzumerken, als er feststellte: „In der Partnerstadt Schopfheim säumten die Menschen die Straße zum Geburtstag ihrer Wehr.“ Immerhin: Seit einigen Wochen unterstützt ein Förderverein die Feuerwehr.

Die Kleinmachnower Freiwilligen wollen noch stärker auf die Bürger zugehen und waren daher Samstagnachmittag erstmals mit einem Fest auf dem Rathausmarkt präsent. Den großen und vor allem den kleinen Gästen gefiel das Programm, zu dem auch ein simulierter Suchhunde-Einsatz einer Berliner Rettungshundestaffel gehörte. Viele Besucher harrten trotz Nieselregen auch aus, um auch den beiden Pferden Kissi und Kurt mal über die Mähne streichen zu können. Das Kaltblüterduo, das den historischen Spritzenwagen der Feuerwehr Kallinchen zog, war eines der beliebtesten Fotomotive bei der Jubiläumsfeier.

Eine solche Handdruckspritze mit Pferdezug musste, laut Statut des Kreisausschusses Teltow vom März 1903, zur Brandbekämpfung von Teltow aus auch über Bezirksgrenzen hinaus ausrücken. Zu den rund 20 Orten, auf die diese Festlegung seinerzeit zutraf, gehörte auch Kleinmachnow. Damals wurde noch verordnet, welche Einwohner monatlich Löschdienst tun mussten. Erst in den dreißiger Jahren übernahmen Freiwillige in den kleinen Gemeinden und auch in Kleinmachnow diese Aufgaben. Bei einer historischen Löschvorführung merkten einige Feuerwehrleute nach den ersten Minuten, dass die Handdruckspritze viel Muskelarbeit erforderte.

Die Kleinmachnower Feuerwehrleute können auf eine eindrucksvolle Geschichte verweisen, die geprägt war von politischen Umwälzungen. In den Nachkriegsjahren fuhren sie zu manchem Einsatz auch mal mit dem Rad. „Aber ohne die Frauen wäre damals eine einsatzfähige Mannschaft nicht möglich gewesen“, sagt Grocholski. Von den 77 Mitgliedern der Freiwilligen Wehr Kleinmachnow sind auch heute 22 Frauen, davon gehören sechs zur aktiven Einsatzabteilung.

Selbst an ihrem runden Geburtstag waren die Kameraden abends noch im Einsatz und hielten Brandwache bei der traditionellen Italienischen Nacht auf dem Rathausmarkt.Kirsten Graulich