PNN 3.4.12

KLEINMACHNOW: Ruhe auf Bushidos Grundstück

von Ariane Lemme

Der Denkmalschutz hat für das Grundstück des Rappers einen kompletten Baustopp verhängt - der Eigentümer unternimmt bislang nichts dagegen.

Kleinmachnow - Er ging rabiat auf seinem neuen Kleinmachnower Grundstück vor, jetzt herrscht dort erstmal Ruhe: Die Denkmalschutzbehörde des Landkreises hat einen kompletten Baustopp über das ehemalige Seemannserholungsheim verhängt, das der Rapper im vergangenen Herbst gekauft hatte. Nachdem er vor knapp zwei Wochen das denkmalgeschützte Gartentor einreißen ließ, wurde eine erste Verfügung verhängt (PNN berichteten). Nur wenige Tage darauf wurde sie auf die beiden Häuser ausgeweitet. „Leider wurde auch im Innenbereich einiges zerstört, Dielen herausgerissen und Wände entfernt“, sagte Gernot von Arend von der Baudenkmalpflege des Landkreises am Montag den PNN.

Der Baustopp werde seitdem zwar eingehalten, das habe seine Behörde zuletzt in der vergangenen Woche kontrolliert. Gemeldet habe sich Anis Mohamed Youssef Ferchichi, wie Bushidos mit bürgerlichem Namen heißt, allerdings noch nicht. Auf PNN-Anfrage hatte er zuletzt erklärt, sich öffentlich nicht zu den Vorgängen auf seinem Privatgrundstück äußern zu wollen. Um jedoch die Arbeiten an seiem Eigentum wieder aufnehmen zu können, müsste sich der Künstler zumindest bei der Denkmalschutzbehörde melden. Denn laut von Arend hat er nicht nur gegen die Denkmalschutzbestimmungen, sondern auch gegen die Bauvorschriften verstoßen: Für die Umbauarbeiten an dem Gebäudeensemble lag laut von Arend lediglich eine Baugenehmigung nicht aber eine Baufreigabe vor. „Die bekommt er jetzt auch nicht so einfach“, ist von Arend überzeugt.Offen ist noch, ob Bushido gegen den Baustopp klagen wird.

Wegen des eingerissenen Tores läuft zugleich ein Bußgeldverfahren, doch auch wenn Bushido zahlt, ist der Baustopp damit nicht aufgehoben. Das Tor, so will es der Denkmalschutz, muss wieder aufgebaut werden. Technisch ist das möglich, die Baugenehmigung hatte ohnehin vorgesehen, das Tor vorsichtig abzubauen und anschließend etwas höher zu setzen um so die Brandschutzbestimmungen zu erfüllen. Insgesamt ist der jüngst verhängte Baustopp bereits der dritte seit Bushido das 16 000 Quadratmeter große Gelände im vergangenen Herbst gekauft hat. Zuvor hatte er bereits unerlaubt Bäume auf dem Gelände gefällt.

Geschützt ist das 1910 errichtete Ensemble aus dem noch erhaltenen Mannschaftshaus und dem Verwaltungsgebäude, weil es, so die Begründung, für die Sehnsucht der Städter nach der Natur steht. Die gewann im Zuge der Industrialisierung und des rasanten Stadtwachstums um die vorletzte Jahrhundertwende an Bedeutung – und hält offenbar bis heute an.

Bushido gilt wegen seiner vielfach frauen- und schwulenverachtenden Texte als umstritten, doch in Kleinmachnow bemüht man sich, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Zwar war man dort auch beim Heimatverein entsetzt über die Vorgänge auf dem Grundstück. Doch Axel Mueller, Mitglied des Vereinsvorstandes und Grünen-Kreistagsabgeordneter, will den Graben zwischen der Gemeinde und ihrem Neubürger nicht vertiefen: „Wir sollten auf Bushido zugehen, er ist als Künstler nicht unbedingt an die Verwaltungsvorschriften in einer Kommune gewöhnt.“ Er habe den Eindruck, Bushido sei davon durchaus verunsichert.