PNN 14.3.12

Pläne für Kirchenneubau im Alten Dorf aufgegeben

von Hagen Ludwig

Evangelische Gemeinde will jetzt mit der Kommune nach alternativem Standort suchen

Kleinmachnow - Die Evangelische Gemeinde Kleinmachnow hat sich von ihren Plänen zum Neubau einer Kirche im alten Kleinmachnower Dorfkern verabschiedet. „Wir werden nicht länger um diesen Standort kämpfen“, sagte Pfarrerin Elke Rosenthal gestern den PNN. Wie berichtet, hatte das brandenburgische Umweltministerium im Februar das vorgelegte Projekt abgelehnt und eine grundsätzliche Überarbeitung empfohlen. „Anordnung und Dimension der neuen Kirche und des geplanten Parkplatzes müssen überdacht werden“, hatte der zuständige Referent für Naturschutz im Umweltministerium, Richard Nothdorf, gegenüber den PNN erklärt. Er machte geltend, dass es sich das vorgesehene Bebauungsplan-Areal im Landschaftsschutzgebiet befinde und sich durch einen gut entwickelten Baumbestand auszeichne.

Die Kirchengemeinde sieht indes keine realistische Möglichkeit, das neue Gebäude an anderer Stelle auf dem historischen Gutshof zu errichten.

Nun stehe die Frage, ob es überhaupt eine neue Kirche geben wird, so Rosenthal. Notwendig sei es, einen sinnvollen, städtebaulich vertretbaren und für die knappen Kassen der Kirchengemeinde finanzierbaren Platz im Ort zu finden. Mit diesem Ziel hat der Gemeindekirchenrat jetzt Bürgermeister Michael Grubert (SPD), die Fraktions- und Ausschussvorsitzenden der Gemeindevertretung sowie Fachleute aus der Verwaltung an einen Runden Tisch eingeladen.

Die Evangelische Kirchengemeinde Kleinmachnow ist in den vergangenen Jahren erheblich gewachsen und zählt mittlerweile 5500 Mitglieder. In die Entwicklung des neuen Standortes im Alten Dorf hat sie bereits viel Kraft und Geld investiert. Allein 60000 Euro flossen in einen städtebaulichen Wettbewerb. Das Projekt war in der Vergangenheit auch mehrfach modifiziert worden – zuletzt plante man den Neubau eines Kirchsaales mit etwa 300 Plätzen.

Fakt sei, dass das bisher genutzte baufällige Gebäudeensemble am Jägerstieg 2 mit Gemeindehaus und der angrenzenden, 1947 angebauten Auferstehungskirche zu klein für die Gemeinde geworden ist. Beide Gebäude sind zudem nicht behindertengercht. „Ein Rollstuhlfahrer beispielsweise gelangt zwar dank der seitlichen Nottüren in die Kirche – aber die Toilette kann er von dort aus nicht erreichen. Auch ins obere Stockwerk kommt er nicht, denn es gibt keinen Fahrstuhl“, beschreibt die Pfarrerin die Situation. Eine Erweiterung der Auferstehungskirche am Jägerstieg galt bislang als unmöglich, weil sie als Beispiel charakteristischer Nachkriegsarchitektur unter Denkmalschutz steht. Auch für einen zusätzlichen Neubau auf einem Nachbargrundstück sieht Rosenthal wenig Chancen. Das infrage kommende Areal sei Eigentum der Gemeinde und befinde sich zudem im Bannwald. Dort haben die Gemeindevertreter bisher eine weitere Bebauung ausgeschlossen. „Sollte der Denkmalschutz nicht aufgehoben werden, müssen wir das Grundstück am Jägerstieg wohl verlassen“, sagte Rosenthal

Als weitere Option ist ein Neubau am Kleinmachnower Rathausmarkt im Gespräch. „Es wäre durchaus sinnvoll, die Kirche im Zentrum des kommunalen Lebens anzusiedeln“, sieht auch Rosenthal die Vorzüge dieser Variante. Detailliert müsse diese Möglichkeit jedoch jetzt am Runden Tisch besprochen werden. „Grundsätzlich haben die Vertreter der Kommune anerkannt, dass wir mehr Platz benötigen. Ich hoffe, dass sie uns jetzt nicht im Regen stehen lassen und mit uns einen Weg aus der Sackgasse suchen“, blickt die Pfarrerin nach vorn.

Hagen Ludwig