PNN 16.2.2012

Service auch in Mangeljahren

von Kirsten Graulich

70 Tante-Emma-Läden gab es einst in Kleinmachnow. Besonders beliebt war der von Familie Warnick

Kleinmachnow - Weiße Schürze, weißes Häubchen, und immer ein Lächeln – so stand Gertraud Warnick in den 1950er Jahren hinter der Ladentheke. Im Konsum-Lebensmittelgeschäft an der Ecke Am Hochwald bediente sie ihre Kunden noch persönlich, wog die Waren ab und verpackte sie in Tüten. Über 70 solcher Kleingeschäfte, die oft nur so groß wie ein Wohnzimmer waren, gab es einst in Kleinmachnow, wie Gertraud Warnicks Sohn Klaus-Jürgen recherchiert hat. Dort gab es nicht nur Butter, Mehl und Linsen: Auch Neuigkeiten gingen in der noch fernsehlosen Zeit über den Ladentisch.

„Meine Mutter war nicht nur Verkäuferin, sondern auch Seelsorgerin und Familienberaterin“, sagt Warnick, der kürzlich in einer Veranstaltung des Heimatvereins über die Geschichte der Tante-Emma-Läden in Kleinmachnow berichtete. Der Kommunalpolitiker der Linken und heutige Chef der Gemeindevertretung ist in der Sommerfeldsiedlung aufgewachsen und kannte die meisten kleinen Geschäfte im Ort, an die heute fast nichts mehr erinnert. „Man musste nicht weit gehen, alle 200 Meter war ein kleiner Laden“, sagte er. Neben dem genossenschaftlichen Konsum und der staatlichen HO gab es auch mehr als 40 „Private“ – selbst noch zu einer Zeit, als solche „Tante-Emma-Läden“ im Westen ausgestorben waren.