PNN 16.2.12

Stahnsdorf sucht seine Identität

von Ariane Lemme

AG soll bis Juni Vorschläge für eine lebendige Ortsmitte und einen Feuerwehrstandort entwickeln

Stahnsdorf - Fehlt Stahnsdorf die Identität? Um diese Frage ging es im Kern bei der Bürgerversammlung zur Gestaltung einer neuen Ortsmitte am Dienstagabend. Frage man einen Fremden, welche signifikanten Orte er in Stahnsdorf kenne, nennen viele die Kaiserpagode an der Potsdamer Allee, sagte Thomas Michel vom Grünen-Ortsverband. Die norwegische Stabholzkirche auf dem Südwestkirchhof etwa seien weniger bekannt. Eine „AG Ortsmitte“ will sich jetzt mit der Neugestaltung der Dorfmitte, also dem Bereich zwischen Wannseestraße und Stahnsdorfer Hof, aber auch mit der Suche nach einem neuen Standort für die Freiwillige Feuerwehr beschäftigen. Dabei soll auch diskutiert werden, ob die Gemeinde einen eigenen Bürgersaal benötigt und ob das Gelände rund um die Verwaltung an der Annastraße weiter ausgebaut werden könnte. Im Juni soll die AG einen Abschlussbericht vorlegen.

Mit diesem Vorstoß haben die Gemeindevertreter offenbar einen Nerv getroffen: 128 Menschen kamen zu der Versammlung, der größte Teil von ihnen ist auch bereit, sich in einer der vier Arbeitskreise der neu gegründeten „AG Ortsmitte“ zu engagieren, einige wollten ihre Ideen am liebsten in alle vier Arbeitskreise mit einbringen. Und tatsächlich seien die einzelnen Themenkomplexe natürlich eng miteinander verknüpft, räumten auch die Veranstalter mit ein. Schließlich hatte erst mit dem Vorschlag von Bürgermeister Bernd Albers (BfB), die Feuerwache an die Annastraße zu verlegen, die ganze Diskussion im vergangenen Herbst begonnen.

An ihrem jetzigen Standort am alten Dorfplatz kämpfen die Kameraden mit erheblichen Platzproblemen, es ist klar, dass die Feuerwehr dort nicht bleiben kann. Das hatte Ortswehrführer Sebastian Diwiszeck bereits in der Vergangenheit mehrfach betont. Das Gebäude ist zu klein und genügt – bittere Ironie – nicht den geltenden Brandschutzbestimmungen. Die Toreinfahrt ist zu schmal, die Halle für die Fahrzeuge ist zu niedrig, beides darf aus Denkmalschutz-Gründen aber nicht vergrößert werden. Ein Neubau, etwa an der Annastraße, kommt derzeit aber aufgrund der klammen Gemeindekassen nicht infrage, die reinen Baukosten für ein Depot würden 2,1 Millionen Euro betragen.

Der Vorschlag einer Anwohnerin, die drei Stahnsdorfer Feuerwachen – es gibt auch noch je eine in Güterfelde und in Schenkenhorst – zusammenzulegen, fand wenig Zustimmung: „Das könnte zu Lasten des Brandschutzes gehen“, sagte Daniel Mühlner (CDU), Leiter des Arbeitskreises „Feuerwache“. Im Gespräch ist auch, die Feuerwehr auf dem Gelände des Technischen Hilfswerks im Gewerbegebiet anzusiedeln. Bei einer Bürgerumfrage hatten aber 76 Prozent für ein Depot an der Annastraße gestimmt. Etwa genau so viele wünschen sich einen Bürgersaal, der aber könnte gemeinsam mit der Feuerwehr in einem Neubau untergebracht werden.

„Ein solche Veranstaltungsort mit gut 200 Plätzen würde unsere Eigenständigkeit stärken“, betonte Regina Schwarz (BfB), die die entsprechende Arbeitsgruppe leitet. Schließlich hätten auch Teltow und Kleinmachnow solche Räume, die für größere Feiern oder kulturelle Angebote genutzt werden könnten. Die Hoffnung, das die von der Kommune mitfinanzierten Schulturnhallen für solche Anlässe genutzt werden könnten, habe sich nicht erfüllt. Der Grund: Die Hallen sind mit trainierenden Sportvereinen bereits mehr als ausgelastet. „Vielleicht würde statt eines so großen Saals auch eine kleine aber charmante Kneipe am Dorfplatz reichen“, warf eine Zuhörerin ein. Sie sei es leid, ihr Geld dafür jedes Mal nach Kleinmachnow zu tragen.

Denn bei allem Diskussionsbedarf, der noch besteht, wird deutlich: Das Herz vieler Stahnsdorfer schlägt für den alten Dorfplatz, dem „einzigen Ort mit Flair und Geschichte“, wie manche meinen. Doch seit die Tankstelle geschlossen habe, fehle dort eine Art „Treffpunkt“ meinen Anwohner. Auch Peter Ernst, langjähriges SPD-Mitglied, ist der Ansicht, dass das Leben sich vor allem dort wieder stärker konzentrieren sollte. „Seit der Wende haben sich die Lebensmittelpunkte in der Gemeinde verstreut“, bemängelte er. Grundsätzlich spräche aber nichts gegen mehrere Ortszentren, dazu aber müsste sich auch an der Annastraße noch einiges tun, so das allgemeine Fazit des Abends.