PNN 16.1.12

Namen und Reiter

von Ariane Lemme

Kleinmachnower Heimatverein will Straßenschilder mit Zusatzinformationen zu Personen ergänzen

Kleinmachnow - Der Kleinmachnower Heimatverein will die Gemeinde künftig stärker als bisher an ihre Geschichte erinnern: Auf den 46 Straßenschildern, die einen Namen tragen, soll eine kurze Information zu der betreffenden Person hinzugefügt werden. „In Berlin etwa sind solche Zusätze gang und gäbe“, erklärt Rudi Mach, Vorsitzender des Heimatvereins. Auf den „Reitern“, wie die Aufsätze für die Straßenschilder genannt werden, könnten neben Vor und Nachname auch Geburts- und Sterbejahr, Beruf, Verdienst und Tätigkeit vermerkt werden, so Mach.

Im Kulturausschuss fand die Idee jüngst viel Zustimmung, zur konkreten Umsetzung gab es jedoch sehr unterschiedliche Ansätze. „Bei Menschen, die unmittelbar mit Kleinmachnow zu tun hatten, bin ich vorbehaltlos dafür“, sagte etwa Roland Templin von der Wählergemeinschaft Bik. Erläuterungen zur Goethestraße seien in seinen Augen aber sinnlos. Bei der Ernst-Thälmann-Straße interessierte ihn eher, wie die Straße früher hieß und was mit ihrer Umbenennung bezweckt wurde. Thälmann war zwischen 1925 und 1933 Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und wurde 1944 im Konzentrationslager Buchenwald hingerichtet. Zu DDR-Zeiten wurden landesweit zahlreiche Schulen und Straßen nach ihm benannt.

Ein eher grundsätzliches Problem mit Namenserläuterungen hatte hingegen SPD-Fraktionschef Jens Klocksin. Alles, was in Richtung Personenkult und Heldenverehrung gehe, sei ihm suspekt, erklärte er. „Wenn wir uns aber dafür entscheiden, uns und unseren Besuchern die Ortsgeschichte besser zu erklären, dann müssen wir das auch bei Politikern wie Wilhelm Külz oder Ernst Thälmann tun, selbst wenn das zu unangenehmen Diskussionen führen könnte“, betonte Klocksin.

CDU-Landeschefin Saskia Ludwig hatte die Landesregierung kürzlich in einer kleinen Anfrage aufgefordert, eine Liste sämtlicher Schulen, Sportstätten, Kindergärten und öffentlichen Einrichtungen zu erstellen, die den Namen eines „von der SED als verdient anerkannten Kommunisten“, „eines russischen Militärs“ oder eines von der kommunistischen Propaganda gefeierten Sportlers tragen. In Kleinmachnow gebe es von solchen tatsächlich kommunistischen Relikten aber nicht viele, meint Mach. Die frühere Ernst-Thälmann-Schule wurde auf Initiative der Eltern kurz nach der Wende in Steinwegschule umbenannt, die Dimitrow-Schule, einst nach dem Gründer der Bulgarischen Kommunistischen Partei Georgi Dimitrow benannt, heißt heute Eigenherdschule. Allein die Maxim-Gorki-Gesamtschule habe ihren Namen nach 1990 behalten, bei ihrem Namensgeber handele es sich aber schließlich nicht um einen Politiker, sondern um einen russischen Dichter, so Mach. Auch bei den Straßen hätten heute gerade noch fünf einen Bezug zur DDR-Vergangenheit. Neben der Ernst-Thälmann- und der Wilhelm-Külz-Straße erinnerten die Clara-Zetkin-, die Gerhard-Eisler- und die Max-Reimann-Straße an KPD-oder LDPD-Politiker oder wie im Falle Eislers an einen DDR-Journalisten. Höher sei da schon der Anteil an Straßen, die nach berühmten Kleinmachnower Anwohnern benannt seien, betont Mach. Dazu zählen etwa der Komponist Arnold Schönberg, der Schauspieler Friedrich Kayssler oder der SPD-Politiker Adolf Grimme.

Weil komplexere Erläuterungen auf den Reitern keinen Platz hätten, schlug Mach vor, Hintergründe zu den 46 Namen auf der Homepage der Gemeinde zu veröffentlichen. Dissens gab es bei der Frage, wie der Vorschlag gestalterisch umgesetzt werden könne. Sollen die Schilder der rund 140 Straßen, die nicht nach einer Person benannt wurden, mitersetzt werden? „Das würde das Ortsbild erheblich verändern“, gab Wolfgang Nieter (CDU) zu bedenken. Auch die Kosten müssten geklärt werden. Während Mach bislang von 40 Euro pro Schild samt Reiter ausging, rechnet die Kleinmachnower Verwaltung mit 85 Euro. Damit käme man bei je vier Schildern pro Straße auf rund 10 000 Euro. Nun soll die Gemeinde alle offenen Fragen klären, ob das Projekt weiter verfolgt wird, ist offen. „Ich werde mich aber weiter dafür einsetzten“, kündigte Mach an.