PNN 12.1.2012

 

Kleinmachnow sucht Räume für Jugendliche Der Bedarf ist groß, doch die Ansprüche variieren

von Ariane Lemme

Kleinmachnow - Für Jugendliche in Kleinmachnow herrscht derzeit noch Sperrstunde. Offiziell dürfen Sechzehnjährige zwar bis Mitternacht unterwegs sein. Doch in der Kommune fehlt es schlicht an Orten, an denen Teenager sich abends treffen könnten. Der einzige Jugendclub, die JFE, schließt um 20 Uhr. Dabei bräuchte es eigentlich nicht viel, „ein Raum, in dem man Freunde treffen, abhängen kann“, sagt Marc Senger, 22, der in Kleinmachnow seine Jugend verbracht hat, mittlerweile aber in Berlin studiert.

Einen solchen Raum soll die Gemeinde nun finden – und dann auch bereitstellen, ohne spezielles Programm. Ein entsprechender Vorschlag von SPD-Fraktionschef Jens Klocksin fand am Dienstagabend große Zustimmung im Kulturausschuss. Eigentlich. Den akuten Bedarf erkannten zwar die Mitglieder des Kulturausschusses nahezu einstimmig an. Ob ein neues Angebot aber unbedingt ein Raum ohne konkrete inhaltliche Ausrichtung sein müsse, daran zweifelte etwa Roland Templin von der Wählergemeinschaft Bik. Sinnvoller sei es doch, ein Zentrum mit Musikräumen und Werkstätten einzurichten, erklärte er.

Genau damit würden die Erwachsenen die Freizeit der Jugendlichen vororganisieren, verteidigte Klocksin sein Konzept und warnte: „Die Versuchung für einige Programmanbieter wird groß sein, sich eines neuen Jugendzentrums gleich wieder zu bemächtigen“. Das aber würde seine Idee konterkarieren. Teenager bräuchten einen Ort, an dem sie unter sich sein könnten, wo keine spezielle Aktivität von ihnen gefordert werde. Einer der von Klocksin angesprochenen Programmanbieter ist Bernd Wilczeck, Leiter des Jugendklubs JKT. Grundsätzlich sei der Vorstoß der Gemeindevertreter ein gutes Signal, auch wenn seine derzeit heimatlose Einrichtung wohl vorerst keinen neuen Standort finden werde, so Wilczeck. Bis zum vergangenen Juni nutzte der JKT die Räume im Heizhaus auf dem Seeberg. Aktuell ist das Musikequipement in einem Lagerraum im alten Raiffeisenmarkt untergestellt. Eigentlich ein idealer Ort für ein Jugendzentrum, findet Wilczeck, doch das Gelände gehört der gemeindeeigenen Wohnungsbaugesellschaft Gewog. Der Raiffeisenmarkt soll abgerissen werden, um Platz für Wohnungen zu schaffen.

Bands, die bislang im JKT proben konnten, müssen sich somit anderweitig umsehen. Auch Marc Senger hat jahrelang mit seiner Band „Maynard“ im Heizhaus gespielt. Mittlerweile liegt sein Lebensmittelpunkt zwar in Berlin, die Situation ärgert ihn aber dennoch: „Kleinmachnow hat als eine der wohlhabendsten Gemeinden der neuen Bundesländer eine fast schon beschämende Jugend-Kulturlandschaft.“ Dabei gebe es finanzielle Unterstützung durch die Kommune, sie setze aber an den falschen Stellen an.

Das Heizhaus nicht zu sanieren, sei deshalb eine vertane Chance, findet Senger. Dort oben auf dem Seeberg habe auch der Lärm niemanden gestört, solche Orte gebe es nicht viele in Kleinmachnow. Ein neues Jugendzentrum, ob nun mit Konzept oder ohne, müsse vor allem die Möglichkeit bieten, mal die Musik aufdrehen und Partys feiern zu können – auch abends. „Einen Ort, wo man Billard oder Brettspiele spielen kann, gibt es schon“, sagt Senger. Ariane Lemme