PNN 10.1.2012

Schwacher Hoffnungsanker

Kleinmachnows Fluglärmgegner erwarten wenig Wirkung des Lärmgutachtens

Region Teltow - Wenig Hoffnung knüpft die Bürgerinitiative „Weg mit den Flugrouten über Kleinmachnow“ an das Lärmschutzgutachten des Umweltbundesamtes (UBA), das am heutigen Dienstag offiziell vorgestellt werden soll. Wie berichtet, rechnet die Behörde mit erheblichen Lärmbelastungen für die Anrainer des künftigen Großflughafens Schönefeld. „Das ist die böse Folge der falschen Standortentscheidung“, erklärte der Kleinmachnower Initiativenvorsitzende Matthis Schubert. Der Hoffnungsanker, den die Region in der Funktion des UBA gesehen habe, sei jedoch offensichtlich nicht mächtig genug, das drohende Drama zu verhindern.

Das Eingeständnis der Bundesbehörde, sie könne den Zielkonflikt nicht lösen, dokumentiere das Versagen des Gesetzgebers. Dieser räume der Wirtschaftlichkeit von Flughäfen Vorrang vor der Würde des Menschen und dessen körperlicher Unversehrtheit ein, so Schubert.

In seiner vorab bekannt gewordenen Stellungnahme plädiert das Umweltbundesamt für ein generelles Nachtflugverbot, für die Verlegung der umstrittenen Abflüge über den Müggelsee und Flugrouten, die den Wannsee, Potsdam und die Havelseen-Region in Potsdam-Mittelmark von Überflügen verschonen. Der Einfluss des Umweltbundesamtes auf die endgültige Routengestaltung ist jedoch gering. Das Bundesamt für Flugsicherheit, das seine Entscheidung über die Streckenführung am 26. Januar verkündet, erlässt die neuen Flugrouten dem Gesetz nach zwar im Benehmen mit dem Bundesumweltamt, aber nicht im Einvernehmen. Somit sei die Mitwirkung dieser Behörde in ihrer Wirkung kaum mehr als ein politisches Feigenblatt, erklärte Schubert. Ohnehin würden die UBA-Vorschläge an der Lärmbedrohung speziell für Kleinmachnow nichts ändern, erklärte er. „Wir vermissen die klare Forderung, dass bei Westabflügen von der Nordbahn geradeaus außerhalb des Autobahnrings bis zum Autobahndreieck Werder geflogen werden muss, und dass ein Abdrehen in Richtung Norden, Nordosten, Osten und Süden vor Erreichen dieses Punktes nicht infrage kommt“, heißt es in der Presseerklärung der Initiative. Hilfreich sei indes angesichts des aktuellen Volksbegehrens das klare UBA-Plädoyer für ein generelles Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr.

Besonders die UBA-Forderung nach einem strikten Nachtflugverbot hob auch Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) gestern in einer Pressemitteilung hervor. Hinsichtlich der endgültigen Flugroutenfestlegung seien die kommenden Beratungen insbesondere in der Fluglärmkommission von Bedeutung, so Schmidt. Dazu wolle er sich mit der Teltower Bürgerinitiative abstimmen.ldg