PNN 20.6.11

 

Ein Tag für die Nachhaltigkeit

von Kirsten Graulich

Zweite Kleinmachnower Klimakonferenz mit vielen Ideen zum Energiesparen – aber mit wenig Besuchern

Kleinmachnow - Anfangs hatte Thomas Schwartz noch ein ungutes Gefühl bei dem Gedanken, sein Haus einzupacken. Er befürchtete vor allem Probleme mit der Raumluft – „weil man dem Gebäude doch so etwas wie einen luftdichten Polyesterpullover überzieht“. Der Erfolg aber hat sich bald eingestellt: Der Wärmebedarf sei nach der Modernisierung drastisch von 380 Kilowattstunden pro Quadratmeter auf 50,3 gesunken. Der Kleinmachnower berichtete auf der zweiten Kommunalen Klimakonferenz am Samstag im Kleinmachnower Rathaus, wie aus einer Energieschleuder ein Energiesparhaus wurde.

Schwartz hatte sich an einen Energieberater gewandt, der ein Gesamtkonzept für sein trautes Heim erstellte. Das sah vor, Fenster und Dach zu erneuern, einen Brennwertkessel sowie eine Umwälzpumpe zu installieren und eine Fotovoltaikanlage aufs Dach zu setzen. Erst am Schluss waren Keller- und Fassadendämmung dran. Die Lüftung seines Hauses erfolgt nun mit Wärmerückgewinnung und nach Abschluss des Vorhabens wurde ein Blower-Door-Test (Differenzdrucktest) durchgeführt. Mit diesem Verfahren werden Lecks in der Gebäudehülle aufgespürt und die Luftwechselrate bestimmt.

Vor Beginn der Baumaßnahme hätte Schwartz gern mit Hauseigentümern gesprochen, die ihre Immobilie bereits saniert haben. Gern hätte er vorher schon gewusst, wie man in so einem Haus lebt. Leider aber habe er im Ort kein Beispiel gefunden. Deshalb regte Schwartz auf der Klimakonferenz einen „Tag des effizienten Hauses“ an, um anderen Interessierten Gelegenheit zu geben, sich vor Ort zu informieren. „Denn angesichts der vielen Kleinmachnower Siedlungshäuser ist der Informationsbedarf hier sicher hoch.“ Er selbst machte die Erfahrung, dass Handwerkern teilweise das Verständnis fehlt, Kunden auch in Energiefragen zu beraten.

Ein weiteres wichtiges Zukunftsthema in Kleinmachnow waren Busse mit alternativen Antrieben. So kann ein Hybridbus völlig geräuschlos und ohne Abgase an Haltestellen ran- und wieder wegfahren. Dabei wird Bremsenergie zurückgespeist, was 30 Prozent des Kraftstoffes einspart. Der moderne ÖPNV brauche aber noch mehr Schnittstellen, sagte Andreas Manthey vom „Bund Solare Mobilität“ und nannte als Alternative E-Bikes und E-Scooter, die man als Zubringerfahrzeuge mieten könne. Auch die Mitnahme von Rädern in Bussen sei eine Möglichkeit, um das Ziel einer fahrradfreundlichen Kommune zu erreichen, erklärte Agenda-Mitglied Peter Sahlmann. Kleinmachnow habe gute Voraussetzungen, eine Fahrrad-Kommune zu werden. Aber bis dahin müsse noch einiges getan werden, beispielsweise ein Schutzstreifen für Radler auf der Thälmann-Straße. Auch Radabstellplätze würde es im Ort zu wenig geben und einige Kreuzungen, wie die am OdF-Platz, müssten fahrradfreundlicher organisiert werden.

Eine ganze Fahrzeugpalette mit alternativen Antrieben war rund um den Markptplatz aufgebaut, auch mobile Solarladegeräte für Handys wurden vorgestellt, um Interesse für „nachhaltige Mobilität“ zu wecken.

Julian Affeldt, Organisator der Konferenz und Agenda-Sprecher, zog eine positive Bilanz, denn auch er habe noch eine Menge an diesem Tag gelernt. Nicht zufrieden war er jedoch mit der Besucherresonanz. Affeldt: „Wir müssen noch mehr ran an die Menschen, um sie für die Sache zu begeistern“. Enttäuscht hatte ihn auch das geringe Interesse von Kleinmachnower Kommunalpolitikern: „Ich hätte mir gewünscht, dass mehr kommen“.