PNN 18.6.11

 

Mehrheit für neuen Kirchenbau im alten Dorf

von Hagen Ludwig

Gemeindevertreter beschlossen nach heftiger Diskussion Auslegung des Bebauungsplans

Kleinmachnow - Nach heftiger Diskussion haben die Kleinmachnower Gemeindevertreter am Donnerstagabend mehrheitlich die öffentliche Auslegung des Bebauungsplanentwurfs für den alten Dorfkern beschlossen. Damit ist eine weitere Weiche für die Entwicklung des geschichtsträchtigen Gebietes rund um die alte Dorfkirche, die Bäkemühle und die alte Hakeburg mit ehemaligem Gutshof gestellt worden.

Streitpunkt war das Vorhaben der evangelischen Kirchengemeinde, auf diesem Areal einen Kirchensaal für 450 Besucher zu errichten. Heftige Kritik daran kam vor allem aus den Reihen der Grünen und der BIK. Die Pläne seien für diesen Standort im Landschaftsschutzgebiet überdimensioniert, erklärte Grünen-Fraktionschefin Barbara Sahlmann. Der alte Dorfkern würde dadurch seinen Charakter verlieren. Auch die verkehrstechnische Erschließung und der Flächenverbrauch für die Parkplätze seien problematisch. Deshalb sollte gemeinsam nach einem neuen Standort gesucht werden, regte Sahlmann an. Roland Templin von der BIK-Fraktion sprach sogar von einem „Kulturfrevel“, was von den Befürwortern des Projektes entrüstet zurückgewiesen wurde. Der alte Dorfkern sei als Gesamtensemble das letzte historische Zeugnis Kleinmachnows und würde durch den Neubau und die Parkplätze unwiederbringlich zerstört, sagte Templin.

Pfarrerin Elke Rosenthal warb indes noch einmal eindringlich für das Projekt des neuen Kirchensaals. Die Kirchengemeinde, die mittlerweile 5500 Mitglieder zählt, habe in den vergangenen zehn Jahren neun Standorte untersucht und sich nun bewusst für die Variante neben der alten Dorfkirche entschieden. Dabei habe gerade die „inspirierende Landschaft“ und die Nähe zu geschichtsträchtigen Denkmälern eine Rolle gespielt, so die Pfarrerin. Die Kirchengemeinde wolle sich offen der Kritik und der Diskussion um das Neubauprojekt stellen, sagte sie. Geplant sei ein Architekturwettbewerb, um eine ästhetisch ansprechende Gestaltung des Kirchensaales zu gewährleisten. Bisher gebe es noch keine konkreten Festlegungen, wie der Neubau einmal aussehen soll. Geplant sei jedoch, dass „das Neue dabei dominieren soll“.

Unterstützung für die Position der Kirchengemeinde kam vor allem aus den Fraktionen von CDU, SPD und WIR. „Der Bebauungsplan und das Vorhaben der Kirchengemeinde bieten die Gelegenheit, den alten Dorfkern aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Für die Probleme werden wir eine anständige Lösung finden“, erklärte Angelika Scheib (CDU). CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt erinnerte daran, dass sich die Gemeindevertretung bereits vor eineinhalb Jahren mit dem Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplans mehrheitlich für den Standort im alten Dorf entschieden habe. „Der alte Dorfkern hat derzeit sicher einen morbiden Charme, doch wir müssen auch an dieser Stelle weiterkommen“, erklärte SPD-Fraktionschef Jens Klocksin. Er vertraue darauf, dass das neue Gebäude vor allem kirchlich und nicht als weltliches Veranstaltungszentrum genutzt werde. Auch Arnim von Wnuk (WIR) sah keine Alternative zum geplanten Standort. In namentlicher Abstimmung wurde die Beschlussvorlage mit 19 zu sechs Stimmen bei drei Enthaltungen angenommen.Hagen Ludwig