PNN 25.5.11

 

Erschöpfter Protest

Fluglärmforum in Stahnsdorf mit Zwischenbilanz

von Ariane Lemme

Stahnsdorf - Die Stahnsdorfer Fluglärmgegner sind erschöpft: „Wir haben in den letzten Monaten nicht nur unseren Feierabend sondern auch einen Teil unseres Urlaubs für den Protest gegen die Flugrouten geopfert“, sagte Dietmar Otto (SPD) bei einem Bürgerforum am Montagabend. Otto sitzt für die Gemeinde in der Fluglärmkommission, die wenige Stunden zuvor getagt hatte.

Dort war es am Montag um die Abflugrouten gegangen. Ein Streitpunkt waren die Abflüge von der Südbahn in Fällen, in denen die Nordbahn, etwa durch Schnee – blockiert ist. Die Kommission setzte sich mit ihrer Forderung durch, dass bei einem Ausweichen auf die Südbahn in diesen Fällen dieselben Routen gelten.

Vor zwei Wochen hatte sich die Kommission bereits auf die von der Region Teltow bevorzugte Route 8 für die Anflüge geeinigt. „Wir haben Halbzeit und es steht 2:0 für uns“, sagte Otto. Mit dem Votum der Fluglärmkommission erhöhten sich die Chancen, dass auch die Deutsche Flugsicherung (DFS) dem Vorschlag zustimmt. Wirklich wahrscheinlich sei das trotzdem nicht, warf einer der etwa einhundert Zuhörer im Saal ein.

In den letzten Jahren hätten die Beispiele anderer Flughäfen gezeigt, dass die DFS nie die Vorschläge der jeweiligen Fluglärmkommission berücksichtige. Viele Stahnsdorfer befürchten daher, dass sich Airlines und Flughafengesellschaft am Ende mit technischen Argumenten durchsetzen. Vor zwei Wochen hatte die DFS mitgeteilt, dass sie die Routen der maximalen Auslastung des Flugbetriebs unterordnen wolle. „Im Jahr 2030 will die DFS 1000 Flüge täglich in Schönefeld abwickeln, derzeit sind es knapp 300“, sagte Dietmar Otto. Dabei sei gar nicht klar, ob sich der Bedarf in den kommenden 20 Jahren überhaupt so entwickelt. Schon heute mit Routen zu planen, die diese Maximalauslastung zulasse, sei deshalb Unsinn.

Route 8 ermögliche ebenfalls einen flüssigen Flugverkehr, entlaste aber zumindest weitgehend Potsdam und die Region Teltow und Werder (Havel). Auch der Forschungsreaktor des Helmholtz-Zentrums in Berlin-Wannsee werde bei der Variante nicht überflogen. Die Flugzeiten würden sich für Ziele im Osten um etwa vier Minuten verlängern, das fiele wirtschaftlich kaum ins Gewicht, so Otto.

Eine zentrale Forderung der Fluglärmgegner ist, dass Piloten erst ab 3000 Meter ihre Route frei wählen dürfen. Die DFS argumentiert, dass dies zusätzliche Fluglotsen erfordere. „Dann fordern wir hiermit die Schaffung dieser zusätzlichen Arbeitsplätze“, so Otto. Damit diese Ziele aber erreicht würden, dürften die Teilnehmerzahlen bei den Demos jetzt nicht einbrechen, forderten einige Zuhörer am Montag. „Es ist richtig, dass wir zuletzt immer weniger wurden“, sagte Otto. Die nächste Großdemonstration am Flughafen Schönefeld sei zudem ungünstig gelegt. „Das ist der Tag nach Christi Himmelfahrt, da werden viele an der Ostsee sein.“ Ariane Lemme