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Zurück zur "frechen Form des Erinnerns"

Kleinmachnower Gemeindevertreter beschließen, das Panzerdenkmal zu sanieren (26.03.11)

Kleinmachnow - Von der rosa Lackierung der Schneefräse ist kaum noch etwas zu erkennen. Das Kleinmachnower Panzerdenkmal ist mit Graffiti beschmiert. „Die freche Form des Erinnerns ist fast verschwunden“, bedauert Eckhardt Haisch, der sein Kunstwerk kaum mehr wiedererkennt. Der Berliner Künstler hatte die Schneefräse 1992 an der Autobahnabfahrt Babelsberg gefunden, abtransportiert, im Sinne des pazifistischen Mottos „Schwerter zu Pflugscharen“ rosa lackiert und auf den leeren Panzersockel gehoben. Seitdem erinnert die Fräse an die friedliche Revolution von 1989 – aber sie steht auf wackligen Füßen: Der Denkmalsockel bröckelt, muss dringend saniert werden. Doch das war lange umstritten.

Am Donnerstagabend aber haben die Kleinmachnower Gemeindevertreter jetzt mehrheitlich beschlossen, das lädierte Kunstwerk zu sanieren. Es soll vom Bund in den Besitz der Kommune übergehen. Rund 71 000 Euro wird die Instandsetzung kosten, 15 000 Euro davon übernimmt die Gemeinde. Der bisherige Eigentümer, die BVVG Bodenverwertungs- und Bodenverwaltungs GmbH, will sich mit 23 000 Euro beteiligen, ebenso viel gibt das Land Brandenburg. Am 13. August, zum 50. Jahrestag des Mauerbaus, sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Zu DDR-Zeiten hatte auf dem Sockel noch ein sowjetischer T 34-Panzer gestanden, die Kanone als stumme Drohung auf West-Berlin gerichtet. Künstler Haisch passierte die Grenzstation am Checkpoint Bravo jahrelang. Jedesmal fiel sein Blick dabei auf das martialische Symbol, ertzählte Haisch den Kleinmachnower Gemeindevertretern am Donnerstagabend. „Ich habe es damals als unheimlich wichtig empfunden, etwas zu tun“, sagte er.

„Es gibt in Kleinmachnow und der Region zu wenig Erinnerungsstätten“, sagte Grünen-Gemeindevertreterin Barbara Sahlmann. Das Panzerdenkmal, das durch politische Umbrüche seine Bedeutung im Laufe der Zeit immer wieder verändert hat, sei bestens dazu geeignet, Geschichte für nachfolgende Generationen erlebbar zu machen.

Für CDU-Politiker Bernd Krüger gibt es hingegen keinen Grund, die Gedenkstätte zu erhalten. Der Panzer stehe für die Unterdrückung der DDR-Bürger, das Denkmal, auch wenn es mittlerweile gar kein Kriegsgerät mehr zeigt, würde den Opfern des DDR-Grenzregimes nicht gerecht. „Ich habe kein Verständnis dafür, einen Haufen Schrott im Wald zu sanieren“, sagte Krüger. Damit stieß er jedoch auf wenig Verständnis bei der Mehrzahl der Gemeindevertreter.

„Offenbar haben wir ein sehr unterschiedliches Erinnerungsempfinden“, sagte Jens Klocksin (SPD). So sieht auch Roland Templin (BiK) in der Schneefräse einen Ausdruck demokratischer Entwicklung. „Sie steht für die Möglichkeit, Unterdrückung zu überwinden.“ Vorbehalte anderer Art kamen von seiner Fraktionskollegin Anne von Törne: „Es ist nicht einzusehen, warum die Gemeinde Kleinmachnow mit der Sanierung und Pflege des Denkmals eine Aufgabe des Bundes übernehmen soll.“ Sitzungsleiter Klaus-Jürgen Warnick (Linke) warnte davor, dass der Erhalt des Denkmals finanzielle Auswirkungen für die nächsten 50 bis 100 Jahre haben werde.

Künstler Haisch bot indes seine Unterstützung an: „Die Gemeinde kann mich gerne ansprechen.“ Er wolle sich um die Instandsetzung der Fräse kümmern. Voraussetzung sei allerdings, dass die von Unbekannten angebrachten Klettermöglichkeiten an dem Sockel entfernt würden. Auch um die Neugestaltung des Umfelds müsse sich die Gemeinde kümmern, um einen geschützten Rahmen für das Denkmal zu schaffen.Ariane Lemme