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Kauf der Kammerspiele verschoben Kleinmachnow sucht Lösung bis Ende Juni

(26.03.11)

Kleinmachnow - Die Leidensgeschichte rund um die Kleinmachnower Kammerspiele hat kein Ende. Künstler und Kunstinteressierte müssen weiter auf die Rettung des von der Schließung bedrohten Kino- und Theaterhauses warten. Die für Donnerstagabend in der Gemeindevertretersitzung angesetzte Entscheidung über den Kauf des sanierungsbedürftigen Hauses durch die Gemeinde ist nach heftiger Debatte vertagt worden. Bürgermeister Michael Grubert (SPD) zog seinen Kaufvorschlag zurück, will aber daran festhalten und kommende Woche einen Neustart wagen.

„Ich werde für Donnerstag eine Sondersitzung der Gemeindevertreter einberufen“, sagte Grubert den PNN. Dort soll der Startschuss für ein neues Übernahmekonzept fallen. Bis das erarbeitet sei, würde Kammerspiele-Eigentümer KarlHeinz Bornemann weiter einen monatlichen Zuschuss der Gemeinde über 1500 Euro erhalten, um den Betrieb zu gewährleisten. Grubert zeigte sich optimistisch, die Kammerspiele retten zu können.

Die Gemeindevertreter sind indes gespalten: Zu groß scheinen einigen die Unwägbarkeiten des Millionenprojekts. „Wir wollen keine Schulden machen“, sagte Linkspolitikerin Gisela Eiternick am Donnerstag. „Wir haben wichtigere Aufgaben“, sagte Parteikollege Wolfgang Kreemke. Dazu gehören laut Kulturausschusschef Wolfgang Nieter (CDU) ein Anbau für die Steinweg-Schule und die Sanierung des Freibads Kiebitzberge. „Es ist jammerschade, dass wir in eine knappe, knirsche Entscheidung gedrängt werden, mit der keiner zufrieden sein kann“, sagte Nieter. BIK-Vertreter Roland Templin warnte: „Der Beschluss wird Opfer fordern und das erste Opfer ist die Kultur.“ Betriebskosten und Sanierung könnten andere Kulturprojekte gefährden. Auch John Christall (SPD) erklärte: „Mit dem Kauf der Kammerspiele werden die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde auf lange Zeit gebunden.“

Kammerspiele-Befürworter Frank Musiol (WIR) warnte hingegen davor, das „Horrorgespenst Schuldenberg“ überzubewerten. Grünen-Chefin Barbara Sahlmann pflichtete ihm bei: „Wir sind nicht verarmt“ – zumindest nicht in finanzieller Hinsicht, ergänzte Christian Grützmann (WIR). Kleinmachnow sei nur noch auf dem Papier ein Künstlerort, sagte er. „Wir haben aber die Verpflichtung, es wieder zu werden.“

Auf diesem Weg gelte es, möglichst viele Gemeindevertreter mitzunehmen, sagte CDU-Politikerin Angelika Scheib. Sie fand Gehör bei Bürgermeister Grubert. Er will bis Donnerstag einen ersten Konzept-Entwurf erarbeiten. Einige Grundpfeiler stünden bereits fest: Das Haus soll nach Kauf und Sanierung in private Trägerschaft übergehen, die Betriebszuschüsse so gering wie möglich gehalten werden, sagte Grubert. Die Gemeindevertreter seien eingeladen, das Konzept weiterzuentwickeln. Es gehe darum, Kultur nicht nur zu konsumieren, sondern sie auch zu erarbeiten. Tobias Reichelt