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Von Tobias Reichelt

Erst schrauben, dann stehlen

Immer mehr Täter nehmen in der Region Teltow außer Wohnungen auch Autos auseinander (11.03.11)

Region Teltow - Die Einbrecher und Diebe in Kleinmachnow lassen Potsdams Polizeichef Ralf Marschall keine Ruhe. „Das ist für mich das brennendste Thema“, sagte Marschall gestern bei der Präsentation der Polizeistatistik für das Jahr 2010 in Potsdam. Demnach ist die Zahl der im Wachenbereich Teltow zur Anzeige gebrachten Straftaten mit 4172 zwar leicht gesunken, die Probleme bleiben aber gleich: Im Visier der Verbrecher in der Speckgürtel-Region sind weiterhin Wohnungen und Autos. Neu ist, dass die Autodiebe dabei immer öfter statt des kompletten Wagens, nur einzelne Teile stehlen – wie Airbags oder Navigationsgeräte.

„Das ruft viel Ärger hervor“, so Marschall. Das Auto ist noch da, fahren kann man aber nicht mehr. Der Anstieg solcher Fälle ist enorm: Schraubten Diebe in der Region im Jahr 2009 an 418 Autos herum, waren es 2010 schon 535. Auch die Zahl der gestohlenen Fahrzeuge blieb mit 132 konstant hoch. 2009 registrierte die Polizei 128 Fälle. Selbst Besitzer älterer Modelle werden nicht verschont, geklaut werden selbst 15 Jahre alte Kleinwagen. Anders als bei den hochwertigen Modellen werden sie meist im Stück verscherbelt. Auf der Beliebtheitsskala der Diebe ganz oben stünden die Marken VW und Audi, gefolgt von Mercedes und BMW.

Außer bei Autos schlagen die Einbrecher in der Region auch in Wohnungen und Häusern zu. Zwar hat es im vergangenen Jahr mit 193 Einbrüchen einen Rückgang gegeben – 2009 waren es 237 – besonders betroffen blieb auch hier Kleinmachnow. Dort sprechen sich Einbrüche schnell rum, weiß Marschall. Die Anwohner seien verunsichert „Das subjektive Sicherheitsgefühl wird enorm beeinträchtigt“ – nicht nur in Kleinmachnow, sondern in der gesamten Speckgürtel-Region. „Die Bedingungen für Diebe sind hier gut.“ Die Täter sind schnell in Berlin, die Orte sind mit ihren verwinkelten Siedlungsstraßen meist unübersichtlich, die Menschen gut situiert. „Da weiß der Täter, hier ist was zu holen.“

„Wir sind aber da“, sagte Polizeipräsident Marschall. Um den Verbrechern auf die Spur zu kommen, setze man in der Region auf verdeckte Ermittler. Auch wenn sie nicht im Streifenwagen durch den Ort rollten, müsse sich niemand Sorgen um fehlende Polizisten machen. Die Polizei sei präsent.

Das gelte auch für den Bereich vor Schulen und Kindergärten. Nach der Entführung eines Kindes im Februar in Kleinmachnow (PNN berichteten) ist die Unsicherheit vieler Eltern groß. Zudem hatten im Jahr 2010 Fälle von sexueller Belästigung vor Schulen in Kleinmachnow für Unruhe gesorgt – beides hat miteinander nichts zu tun, stellte Kriminaloberrat Lars Brückner klar. Die Entführung sei ein absoluter Einzelfall, das Kind wurde nicht belästigt.

Insgesamt zählte die Polizei im Bereich Teltow im vergangenen Jahr 31 Anzeigen wegen Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, dazu zählen Belästigungen als auch Vergewaltigungen. Wie viele Kinder betroffen waren, schlüsselt die Statistik nicht auf. Gar nicht mitgezählt wurden die Anzeigen wegen verdächtigen Ansprechens von Kindern, sagte Brückner. „Hier zeigt sich immer wieder, deutlich über 90 Prozent der Fälle stellen sich als normale Alltagssituation heraus.“ So fragten Arbeiter beispielsweise nach dem Weg, trotzdem kam es zur Anzeige. Zwar werde solchen Hinweisen nachgegangen, meist verliefen sie aber im Sande. So hätte sich auch die Meldung der versuchten Entführung einer 13-Jährigen in Kleinmachnow vom November 2009 nicht bestätigt.

Die Zahl der Körperverletzungen im Wachenbereich Teltow sank um 29 auf 186 Fälle. In Sachen Betrug registrierte die Polizei 647 Fälle. Auch 604 Fälle von Sachbeschädigungen wurden gezählt, wozu Graffiti-Schmierereien gehören. Zu allem Übel haben die Straftäter im vergangen Jahr in weniger als der Hälfte aller Fälle damit rechnen müssen, erwischt zu werden. Die Aufklärungsquote ist insgesamt um knapp sieben auf 46,6 Prozent gesunken.