PNN

Von Tobias Reichelt

Kleinmachnow will das Netz

Teltow hat den Einstieg in den Energiemarkt gestoppt, der Nachbar arbeitet weiter daran (09.03.11)

Kleinmachnow - Das Kleinmachnower Rathaus bereitet den Einstieg in den Energiemarkt vor. Noch im März will die Gemeinde mit der Suche nach einem Partner zur Gründung einer Netzgesellschaft beginnen. Das sagte Jürgen Piekarski, im Rathaus zuständig für Klimaschutz und regionale Zusammenarbeit, den PNN. Die Netzgesellschaft soll die örtlichen Gas- und Stromnetze übernehmen. Langfristig könnte die Gründung von Stadtwerken folgen. In der Sache hatte man in Kleinmachnow dabei auf die Zusammenarbeit mit Teltow gesetzt. Nach dem Ausstieg des Nachbarn soll es nun allein weitergehen.

„Ich bin zuversichtlich, dass hier einiges machbar ist“, sagte Piekarski. Bereits im Herbst sollten den Kleinmachnower Gemeindevertretern die Ergebnisse des Interessenbekundungsverfahrens vorliegen. Sie können dann über die Gründung der Netzgesellschaft entscheiden. Die Gesellschaft würde den bisherigen Netzinhabern Eon.edis und EMB die Strom- und Gasleitungen abkaufen, um später von den Energielieferanten Netzleitungsgebühren zu kassieren. Wie stark die Kommune an der neuen Gesellschaft beteiligt ist, hänge von den Partnern ab, sagte Piekarski. Auch die genauen Preise für die Netze sind noch unklar. Allein für das Stromnetz wären in Kleinmachnow rund 11 bis 14 Millionen Euro fällig, so Piekarski. Trotzdem könnte sich das Geschäft lohnen: „Es wird einen spürbaren Effekt geben.“

Auch der Kleinmachnower SPD-Fraktionschef Jens Klocksin sieht gute Chancen für die Kommune. „Ich würde das in jedem Fall probieren“, sagte er. Dass sich die Teltower Stadtverordneten im Januar gegen das Interessenbekundungsverfahren ausgesprochen haben, könne er nicht nachvollziehen. Das langfristige Ziel – die Gründung regionaler Stadtwerke – sei damit aber in weite Ferne gerückt. Vielleicht ließen sich die Teltower bei einem Kleinmachnower Erfolg ermutigen, dem Beispiel doch zu folgen, hofft Klocksin. Statt von einem anonymen Großversorger könnten die Kleinmachnower eines Tages von ihrem Stadtwerk versorgt werden, welches auf die klimafreundliche Erzeugung des Stroms achte. „Als Kommune auf dem Energiemarkt tätig zu werden, gibt uns ein höheres Maß an Verantwortung“, so Klocksin. Das sei „realer Klimaschutz.“

Auch Kleinmachnows Linken-Fraktionschef Klaus-Jürgen Warnick will sich von der Teltower Entscheidung nicht entmutigen lassen. „Wir sollten trotzdem weitermachen, wir können doch Vorbild für andere Kommunen sein, die nicht so viel Mut zeigen“, sagte er gegenüber den PNN. Skeptisch zeigte sich CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt: „Wir halten das für ein gewagtes Vorhaben.“ Lieber früher als später sollte Kleinmachnow dem Teltower Beispiel folgen und das Interessenbekundungsverfahren gar nicht erst starten. Wirtschaftlich und ökologisch sei der Nutzen einer Netzgesellschaft fragwürdig. Zudem hätten sich die Rahmenbedingungen nach der Teltower Entscheidung verschoben. „Macht es jetzt überhaupt noch Sinn, das für so einen kleinen Markt wie Kleinmachnow anzustreben?“, fragt er.

Genau das zu klären, sei Aufgabe des Interessenbekundungsverfahrens, argumentiert Jürgen Piekarski. „Die Ergebnisse werden zeigen, ob sich das rechnet.“ Die Kommune könne durchaus mit Gewinnen rechnen. „Wir gehen davon aus, dass es eine Vielzahl von Bietern für das Verfahren geben wird.“ So könnten sich neben den bekannten Energieunternehmen der Region auch Investoren bewerben, die sich auf die Gründung von Netzgesellschaften spezialisiert hätten.