PNN 11.2.11

 

Von Tobias Reichelt, Alexander Fröhlich und Peter Tiede

Polizei beendet Kindesentführung

Vierjähriges Mädchen am Morgen in Kleinmachnow entführtPolizei fasst Täter am späten Abend im Ort in der Hohen KieferTäter hatte Lösegeld gefordert, Polizei stellte ihm eine Falle (11.02.11)

Kleinmachnow - In Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) hat die Polizei am späten Donnerstagabend die Entführung eines vierjährigen Mädchens unblutig beendet. „Der Täter ist verhaftet worden. Das Kind befindet sich seit 21.30 Uhr wieder wohlbehalten bei den Eltern“, sagte Polizeisprecher Rudi Sonntag am Abend den PNN. Details zur Beendigung der Geiselnahme und zum Entführer sollen am heutigen Freitag bekannt gegeben werden. Wie inzwischen feststeht, stammt der Täter aus der unmittelbaren Nachbarschaft - auch er wohnt in der Hufeisensiedlung am Rande Kleinmachnows.

Am Donnerstagmorgen war die Vierjährige in der Straße Zur Remise entführt worden. Der Täter, der die Mutter mit einem sichelähnlichen Messer bedroht hatte, hinterließ eine Lösegeldforderung in ungewöhnlicher Höhe: Nach PNN-Informationen forderte er etwa 50 000 Euro. Der Mutter hatte er gesagt, sie solle ins Haus gehen, ich hinlegen und nicht rühren.

Zuvor hatte er ihr gegen 8 Uhr der Mutter das Kind in der Straße Zur Remise direkt vor der Haustür entrissen. Die Mutter, eine 41-jährige Steuerberaterin, war nach Angaben der Polizei gerade dabei, das Kind in ihren weißen Mercedes Geländewagen zu setzen, um es auf dem Weg ins Büro zur Tagesmutter zu fahren. Der Vater, ein 51-jähriger Golflehrer, war kurz zuvor zur Arbeit aufgebrochen.

Der Täter war mit dem Kind in einem roten Renault Clio mit tschechischem Kennzeichen in Richtung Ortschaft geflohen. Zunächst war unklar, ob er zur unmittelbar an das Wohngebiet angrenzenden Autobahn A115 oder in den Ort geflohen war. Das tschechische Kennzeichen war am Mittwoch in Berlin gestohlen worden.

Die Polizei rückte mit einem Großaufgebot an und verhängte eine Nachrichtensperre. Über dem Ort kreiste den ganzen Tag über ein Hubschrauber, Sondereinsatzkommandos standen bereit, Zivilfahnder durchstreiften die Region. Insgesamt waren an dem Einsatz landesweit mehr als 400 Polizisten im Einsatz. Als ersten Anhaltspunkt hatten die Ermittler nur das, was die Mutter berichtete und was der Täter hinterlassen hatte: Einen Zettel, „einen Wisch“, wie ein Polizist sagte. Darauf hatte der Täter die Lösegeldforderung hinterlassen und die Anweisung, weder Polizei noch die Presse einzuschalten.

Alle Medien der Region waren der Bitte der Polizei nachgekommen, nicht über den Fall zu berichten, um das Wohl des Kindes nicht zu gefährden. Die Stadtverwaltung durfte auch keine näheren Angaben zu dem Fall machen und informierte zunächst auf der gestrigen Gemeinderatssitzung nur unvollständig.

Am Abend dann kam es zur Lösegeldübergabe in Fürstenwalde (Oder-Spree). Das Geld wurde von einer Autobahnbrücke geworfen, der Täter fing es unten auf und floh über die A12 gen Kleinmachnow - verfolgt von der Polizei, die auch einen mit Nachtsichttechnik ausgestatteten Hubschrauber im Einsatz hatte. In Kleinmachnow setzte der Täter das Kind um 21.28 Uhr im Stahnsdorfer Damm in unmittelbarer Umgebung des Elternhauses aus. Ein Nachbar sah das Kind, brachte es zu den Eltern, so die Polizei, die knapp drei Minuten später zuschlug: Auf der Straße Hohe Kiefer/Ecke Schleusenweg stoppten Spezialeinsatzkräft den Wagen des Täters und nhmen den Mann fest.