PNN 27.12.10

 

Von Tobias Reichelt

Kleinmachnow will auf den Strom- und Gasmarkt

Perspektivisches Ziel ist die Gründung von regionalen Stadtwerken mit Teltow und Stahnsdorf (27.12.10)

Kleinmachnow - Kleinmachnow geht den nächsten Schritt auf dem Weg zur Gründung eigener Stadtwerke. In ihrer jüngsten Sitzung beauftragten die Gemeindevertreter das Rathaus, ein Interessenbekundungsverfahren zur Gründung einer Strom- und Gasnetzbetreibergesellschaft auszuschreiben. So sollen Energieunternehmen gefunden werden, die gemeinsam mit der Kommune die Versorgung mit Strom und Gas übernehmen könnten. Perspektivisch denken die Kleinmachnow sogar noch einen Schritt weiter: Mit Teltow und Stahnsdorf könnte auch ein regionales Stadtwerk gegründet werden.

Die Zeit dafür ist günstig: Sowohl in Kleinmachnow als auch in Teltow laufen die Konzessionsverträge mit den Strom- und Gasbetreibern der Region in absehbarer Zeit aus. Statt die Verträge zu verlängern, den Unternehmen damit weiterhin das „Wegerecht“ zur Verlegung der Leitungen zu gewähren, könnten die Kommunen selbst in das Geschäft einsteigen und die Netze kaufen. Für das Stromnetz wären in Kleinmachnow 11 bis 14 Millionen Euro fällig.

Die gekauften Leitungen könnten an die zu gründende Netzbetreibergesellschaft verpachtet werden, mit den daraus resultierenden Einnahmen könnten die Millionenkredite für den Netzkauf bezahlt werden. Am Ende stünden mehr Gewinn und mehr Einfluss, so die Hoffnung. Mit dem Interessenbekundungsverfahren soll geprüft werden, ob die Energieunternehmen Willens sind, sich auf den Plan einzulassen und mit Kleinmachnow eine gemeinsame Netzbetreibergesellschaft zu gründen. Zudem könnten die Risiken bei der Gründung genauer berechnet werden. Teltow könnte im Januar ebenfalls ein Interessenbekundungsverfahren starten. In Stahnsdorf wurden die Konzessionsverträge erst verlängert. Schrittweise könnte also nur auf lange Sicht die Gründung der regionalen Stadtwerke folgen. Sind die Ergebnisse der Ausschreibung hingegen negativ, könnten die Gemeinden so verfahren wie bisher. Sie würden dann weiterhin die Konzessionsabgaben der Energieunternehmen kassieren – etwa eine halbe Million Euro je Kommune.

In Kleinmachnow selbst ist die Gründung der Stadtwerke nicht unumstritten: Ludwig Burkardt, CDU-Gemeindevertreter und Landtagsabgeordneter, warnte zuletzt: „Das ist kein Schritt in die richtige Richtung.“ Es gebe erhebliche Risiken, es sei nicht sicher, dass die Kunden ihre Energie bei den kommunalen Stadtwerken kaufen. „Es ist irrig zu glauben, Stadtwerke sind ein Dukatenesel“, erklärte Burkhardt. SPD-Fraktionschef Jens Klocksin verteidigte hingegen den Kleinmachnower Beschluss für das Interessenbekundungsverfahren: „Es ist ein Gebot der Verantwortung, zu sehen, welche Möglichkeiten sich uns bieten.“ Über eine Verlängerung des Konzessionsvertrages mit dem Stromlieferanten Eonedis müsste in Kleinmachnow und Teltow bis Mitte 2011 entschieden werden. Zur gleichen Zeit kann Kleinmachnow auch über eine Verlängerung mit dem Gaslieferanten EMB entscheiden, Teltow erst Ende des Jahres 2013.