PNN 20.12.10

 

Von Henry Klix

"Vollständiger Perspektivwechsel"

Grüner Axel Mueller ist gespannt auf Klagen gegen Ausbaustopp der Kleinmachnower Schleuse (20.12.10)

 

Kleinmachnow - Jetzt könnte die Baulobby aus der Deckung treten, meint Axel Mueller. Der Kreistagsfraktionschefs der Grünen ist gespannt, ob gegen die Aufhebung des Planfeststellungsbeschluss für den Ausbau der Kleinmachnower Schleuse geklagt wird. Das Bundesverkehrsministerium hatte am 6. Dezember einen Schlussstrich unter die Debatte um den Schleusenausbau gezogen: Der Planfeststellungsbeschluss für den geplanten Ausbau auf 190-Meter-Länge wurde aufgehoben.

Axel Mueller nennt es einen „logischen“ Schritt nach der Entscheidung von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), die Schleuse statt auszubauen nur zu sanieren (PNN berichteten). Der Aufhebungsbeschluss wird ab dem 10. Januar für 14 Tage in Kleinmachnow und Stahnsdorf öffentlich ausgelegt. Danach kann binnen eines Monats Klage beim Verwaltungsgericht Potsdam erhoben werden. „Es steht dem demokratischem System gut an, dass nun auch die Schleusenausbauunterstützer diese Möglichkeit haben“, meint Mueller. Ramsauers Entscheidung habe zu einem „vollständigen Perspektivwechsel“ geführt.

„Falls die Befürworter gegen die Bundesrepublik klagen wollen, müssen sie vor Gericht den Nachweis erbringen, dass der Bedarf einer größeren Schleuse besteht und dass eine Kosten-Nutzen-Analyse positive Werte ergibt.“ Laut Mueller werde das schwierig: Die Schleuse sei bei stagnierendem Verkehrsaufkommen zu 10 Prozent ausgelastet. Das „Aktionsbündnis gegen den Havelausbau“ habe mit der Bürgerinitiative „Pro Kanallandschaft“ und dem BUND jahrelang Zahlen auf Basis langfristiger Verkehrsprognosen gefordert, die nie vorgelegt worden seien. Mueller meint, dass vom Schleusenausbau allein die Baubranche profitiert.

Wie erst jetzt bekannt wurde, hat neben Brandenburgs Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD) auch die CDU-Fraktionschefin im Landtag, Saskia Ludwig, in zwei Briefen an Peter Ramsauer den Ausbaustopp „scharf kritisiert“. Brandenburg brauche eine „leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur“, es sei „unverantwortlich, die weitere Entwicklung der Binnenschifffahrt in Brandenburg zu behindern“. Ausdrücklich bat Ludwig am 2. Dezember den CSU-Mann, „den seit mehreren Jahren gültigen Planfeststellungsbeschluss nicht aufzuheben“. Eine Verschiebung des Schleusenausbaus „um einige Jahre“ sei sinnvoller als die bloße Sanierung. Die Intervention der Landes-CDU steht im Gegensatz zu den Aktivitäten der brandenburgischen CDU-Bundestagsabgeordneten Katherina Reiche. Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium war vehement – auch gegenüber Ramsauer – für den Ausbaustopp eingetreten.

Währenddessen fordert Grünen-Politiker Mueller im Zuge der bevorstehenden Sanierung, an denkmalpflegerische Aspekte zu denken: Für muskelkraftgetriebene Boote sollte wieder eine Bootsschleppe eingerichtet werden, wie sie früher existiert hat. Zudem sei der Einbau einer Turbine zur Stromgewinnung „möglich und zweckmäßig“, rund 300 Haushalte könnte so mit Energie versorgt werden. Auch eine Fischaufstiegseinrichtung sei einzubauen. Reste des alten Bäkefließes sollten dazu auf ihre Eignung geprüft werden, fordert der Bündnisgrüne.

Zudem stellt sich Mueller eine „ständige touristische Nutzung als Wasserwanderrastplatz mit einem kleinen gastronomischen Angebot“ vor. „Das wäre an diesem Ort sinnvoll und würde den Plänen zur Entwicklung der Kanalaue entgegen kommen.“ Kleinmachnow sei bereits dabei, per Bebauungsplan einen durchgehenden Wanderweg am Nordufer des Teltowkanals zu sichern.