PNN 20.11.10

 

Grundsteuer bleibt unten Kleinmachnows Bürgermeister scheitert - zunächst

Kleinmachnow - Er sei kein Finanzexperte, gibt Wolfgang Kreemke unumwunden zu. Aber selbst er verstehe das: „All das Geld, was wir ausgegeben haben, wollten wir auch ausgeben. Und jetzt ist das Geld alle.“ Dass daher der Bürgermeister auf die Idee kommt, in Kleinmachnow die Steuern zu erhöhen, leuchtet dem Gemeindevertreter der Linken ein. Auch der SPD-Abgeordnete John Christall vertraut darauf, dass es richtig ist, wenn ein erfahrener Kassenwart wie Kleinmachnows Gemeindekämmerer Handlungsbedarf signalisiert und seinen Chef und Bürgermeister Michael Grubert (SPD) vorschlagen lässt, die örtliche Grundstückssteuer zu erhöhen.

Bisher liegt der Hebesatz bei 300 Prozent, auf 365 Prozent soll er steigen. Für den einzelnen Grundstücksbesitzer wären das jährlich 60 bis 80 Euro im Jahr. Er sei sicher kein Großverdiener, gewährte Lehrer Kreemke einen flüchtigen Blick auf seinen Gehaltsstreifen, „aber die fünf Euro im Monat tun mir nicht weh.“

Ganz so schmerzfrei gaben sich andere Fraktionen nicht. „Man kann nicht immer sagen: von denen, die es haben, nehmen wir es auch“, ereiferte sich WIR-Vertreter Arnim von Wnuk. Genauso wie bei der CDU und der FDP vermisst er die Frage, wo die Gemeinde zunächst sparen kann, bevor sie die Steuern erhöht. „Steuern“, so dozierte CDU-Finanzexperte Ludwig Burkhardt, würden nur erhöht, wenn eine Gemeinde nicht in der Lage sei, „ihre Aufgaben aus anderen Quellen zu bezahlen.“ Diese Erkenntnis ergebe sich erst durch einen Haushaltsplan, in dem Einnahmen und Ausgaben dargestellt sind. Die Etatplanung fürs kommende Jahr haben die Politiker erst auf den Tisch bekommen. „Wir sollten zunächst den Haushaltsplan besprechen und dann sehen, ob eine Erhöhung der Grundsteuer zwingend nötig ist“, schlug WIR-Vertreter von Wnuk vor und bekam Zustimmung von BIK, CDU und FDP.

Etwa 350 000 Euro zusätzlich würden in die Gemeindekasse durch eine Erhöhung der Grundsteuer fließen. Geld, das Kleinmachnow dringend benötige, um seine Aufgaben erfüllen und seine Finanzkraft sichern zu können, wie Bürgermeister Grubert betonte. Schulen, Bibliothek, Straßen – all das müsse bezahlt werden. Er fände es „sozial ungerecht“, wenn Kleinmachnows heutige Bevölkerung von den vielen Angeboten partizipieren könne und durch eine geringe Grundsteuer einen weitaus geringeren Teil dazu beitrage, als es vermutlich spätere Generationen tun müssen. Verglichen mit anderen Kommunen des Kreises rangiere Kleinmachnow mit seinem Hebesatz von 300 Prozent an vorletzter Stelle. „Bei der infrastrukturellen Ausstattung aber sind wir Spitze“, so Grubert. Da sei ein moderates Angleichen vertretbar.

Doch er sei nicht „beratungsresistent“. Jetzt soll erst im Rahmen der anstehenden Haushaltsdebatte über eine Steuererhöhung beraten werden. Spätestens dann würden auch die Gemeindevertreter erkennen, dass seine Position und sein Vorschlag richtig seien. Peter Könnicke