PNN 09.09.10

 

Fluglärm plötzlich ein Thema

Kommunen kalt getroffen: Neue BBI-Flugroute soll über Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf führen (09.09.10)

Kleinmachnow - Als ein „Stück aus dem Tollhaus“ hat die bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm die Pläne für die Flugrouten des neuen Großflughafens Schönefeld (BBI) bezeichnet. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hat am Montag der Fluglärmkommission den vorläufigen Entwurf für die künftigen Flugrouten vorgestellt (PNN berichteten). Dabei soll eine der sechs Routen nun über Stahnsdorf, Teltow und Kleinmachnow via Wannsee führen. „Dass auf einmal ganz andere Kommunen vom BBI betroffen sein können, ist nicht zu fassen“, sagt die Bundespolitikerin aus Kleinmachow.

Dessen Bürgermeister Michael Grubert (SPD) zeigt sich „erschüttert“. Bei allen bisherigen Planungen für den BBI sei die Region nie an derartigen Überlegungen beteiligt worden. „Während meiner ganzen Amtszeit habe ich nie ein Schreiben in dieser Sache bekommen“, so Grubert. „Diese Vorgehensweise lässt an der Glaubwürdigkeit aller Beteiligten zweifeln.“ Denn spätestens mit Beginn der Flughafenplanung würden sich die beteiligten Behörden und Experten sicher auch mit den Flugroutenmodellen beschäftigen. „Da kann es keine neue Idee sein, dass unsere Kommunen im Bereich der Routen liegen“, meint der Bürgermeister. Am gestrigen Abend wollte Grubert die neuen Entwicklungen auf der Sitzung der Kommunalen Arbeitsgruppe „Der Teltow“ thematisieren. Landrat Wolfgang Blasig (SPD) sagte gestern, er erwarte, dass die Kommunen mit diesem Problem auf ihn zukommen.

Wie DFS-Sprecher Axel Raab gestern gegenüber den PNN sagte, ist der Entwurf für die Flugrouten vorläufig. Er bestätigte, dass bei „Westwetterlage, wie wir sie in Deutschland meist haben“, Flugzeuge von und nach Schönefeld auf die Route über Wanssee-Teltow gelotst werden. Die Flughöhe über der Region Teltow würde 2000 bis 3000 Meter betragen. Nachdem die Vorschläge am Montag vorgelegt wurden, werden sie in der Fluglärmkommission, in der betroffene Gemeinden Mitglied sind, abgewogen und beraten. Dort hätten auch Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Endgültig festgesetzt werden die Routen nach vorheriger Abstimmung mit dem Bundesumwelt- sowie Justizministerium vom Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung.

Im aktuellen Schallschutzprogramm des BBI sind 22 vom Fluglärm betroffene Ortslagen aufgelistet. Die drei mittelmärkischen Kommunen sind nicht dabei. BBI-Pressesprecher Ralf Kunkel betonte gestern auf Anfrage, dass es sich bei den Flugrouten vorerst um einen Vorschlag handele, der nun geprüft werden müsse. Vor Abschluss der Prüfung werde nichts an den Schallschutzgebieten geändert.

Die Grenzwerte für Lärmschutzbereiche sind gesetzlich geregelt und liegen für neue Flughäfen ab 2011 bei 53 Dezibel – die gesundheitschädigende Stressgrenze liegt nach Expertenmeinungen bei 60 Dezibel. Die Kosten für Schallschutzmaßnahmen, vor allem für den Einbau von Schallschutzfenstern, sind vom Flughafenbetreiber zu tragen.pek