PNN 24.07.2010

 

Von Tobias Reichelt

Für Ruhe und Gesundheit

Ein Lärmaktionsplan zeigt, wo es in Kleinmachnow am lautesten ist und was man dagegen tun kann (24.07.10)

Kleinmachnow - Die Gemeinde Kleinmachnow hat dem Verkehrslärm im Ort den Kampf angesagt. In absehbarer Zukunft soll kein Anwohner mehr dauerhaftem Straßenlärm ausgesetzt sein, der lauter als 65 Dezibel ist. Zu diesem Zweck haben die Gemeindevertreter jüngst den Entwurf eines Lärmaktionsplans im Rathaus verabschiedet. Kleinmachnow möchte Ruhe im gesamten Siedlungsgebiet und geht mit diesem Ziel weit über geltende Vorgaben in der EU hinaus. Der einfache Grund: Die Gemeinde will ihre Bewohner vor krankmachendem Lärm schützen.

„Ab 65 Dezibel wird es kritisch“, sagt Jochen Richard, dessen Ingenieurbüro das 200-Seiten starke Entwurfswerk erstellt hat. Ab der Schallgrenze von 65 Dezibel mache Lärm krank, das haben Studien unter anderem des Umweltbundesamtes gezeigt, erklärt Richard. Zum Vergleich: 65 Dezibel sind lauter als Froschgequake aber auch leiser als die meisten Rasenmäher. Ist man dem Lärm dauerhaft ausgesetzt, können Hörschäden, Schlaflosigkeit oder ein erhöhtes Herzinfarktrisiko die Folgen sein.

Im Lärmaktionsplanentwurf können Kleinmachnower einsehen, wo es in der Gemeinde zu laut ist. So zum Beispiel am Stolper Weg, in der Hohen Kiefer, am Zehlendorfer-Damm, in der Förster-Funke-Allee oder in der Karl-MarxStraße. Der detaillierte Plan liegt im Rathaus aus und ist auch auf den Internetseiten Kleinmachnows zu finden.

Auch die im Rathaus für Umwelt- und Verkehrsprojekte zuständige Mitarbeiterin Katrin Soltwedel hat an dem Entwurf mitgewirkt. Dazu möchte sie auch andere ermuntern: „Ich wünsche mir Anregungen und Kritik von den Kleinmachnowern.“ Der Entwurf sei ein erster Schritt. Festzulegen, wann und wie an welchen Straßen der Lärm mit baulichen Maßnahmen bekämpft werden soll, sei der nächste. Anwohner sollen dabei ebenso mitreden, wie Gemeindevertreter. Gemeinsam soll eine Prioritätenliste erstellt und im Rathaus verabschiedet werden. Schon jetzt enthält der Lärmaktionsplan eine ganze Reihe von Vorschlägen, was gegen den Lärm zu tun ist. Neben dem Ausbau verkehrsberuhigter Bereiche findet sich auch die Forderung nach neuen Rad- und Fußwegen wieder – insgesamt könnte die Lärmreduzierung bis zu 1,9 Millionen Euro kosten. Allerdings, so gibt Ingenieur Richard zu bedenken, seien die baulichen Lärmschutzmaßnahmen ohnehin begrenzt: Man könne zwar Tempo reduzieren, Laster aus dem Ort verbannen und Flüsterasphalt verlegen, schlussendlich seien aber auch die Autofahrer gefragt. Getreu dem Motto: „Lärm der gar nicht entsteht, kann sich auch nicht ausbreiten“, sollten Kleinmachnower ihr Auto stehen lassen und stattdessen auf Bus oder Rad umsteigen.

Die schwierigste Aufgabe für die Gemeinde werde es ohnehin sein, den Lärm an der Autobahn 115 zu reduzieren, sagt Richard. Die Autobahn sei die größte Lärmquelle im Ort. Wie eine Welle lege sich das Geräusch der vorbeirauschenden Fahrzeuge über den Ort. Das Problem sei mit höheren Lärmschutzwällen oder -Wänden nicht zu lösen. Stattdessen müsse das Tempo auf der Autobahn gesenkt werden. Hier jedoch stoße die Gemeinde an die Grenzen ihrer Einflussnahme. An dieser Stelle seien Landesbehörden gefragt. Ein langwieriger Prozess.

Da Tempo 80 auf der Autobahn noch in weiter Ferne liegt, wendet sich der Lärmaktionsplan auch an Autofahrer: Der richtige Reifenluftdruck und eine sparsame Fahrweise, lassen den Wagen leiser rollen, ist zu lesen, und auch Fahrgemeinschaften sparen jede Menge Lärm.

Weiter Infos im Internet unter

www. Kleinmachnow.de