Schülerin starb nicht am Alkohol

Offenbar hatte das Mädchen nur wenig getrunken / An ihrem Steglitzer Gymnasium wird getrauert (27.05.10)

Berlin/Kleinmachnow - Der Tod einer 14-jährigen Schülerin am Wochenende ist nicht auf eine Alkoholvergiftung zurückzuführen. Das teilte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Mittwoch mit. Weitere Obduktionsergebnisse lägen noch nicht vor; mit ihnen sei auch erst in einigen Tagen oder sogar Wochen zu rechnen.

Die 14-Jährige war, wie berichtet, in der Nacht zum Samstag auf einer Party in Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) gewesen. Sie war nach ersten Ermittlungen um kurz nach Mitternacht wieder zu Hause; der Vater einer Freundin hatte sie mitgenommen. Sie machte noch einen Eintrag bei Facebook, wonach sie noch nie so betrunken gewesen sei, und legte sich ins Bett, wo ihre Eltern, die morgens offenbar das Haus verließen, sie auch schlafen sahen.

Am Vormittag dann verstarb sie im Badezimmer, nachdem sie sich zuvor noch in ihrem Bett erbrochen hatte. Ihr Blutalkoholgehalt ist der Staatsanwaltschaft bekannt; sie wollte ihn aber nicht mitteilen. „Betrunken war sie, aber ihr Tod hat offensichtlich andere Gründe als die Party“, sagte Steltner. Aus anderer Quelle war von 0,5 Promille zu hören – bei einer Größe von 1,76 Meter und 70 Kilo Gewicht entspricht das vielleicht drei Bier.

Am Gymnasium Steglitz, das das Mädchen besucht hatte, herrschten am Mittwoch Betroffenheit und Trauer. Die Mitschüler der Neuntklässlerin wurden von zwei Notfallpsychologinnen betreut; eine Gesprächsgruppe von Eltern fand sich zusammen, an der auch Schulleiterin Michaela Stein-Kramer teilnahm.

Mittags gab die Schule eine Pressekonferenz, in der Stein-Kramer, ihr Stellvertreter und der Elternvertreter Wilfried Gast vor allem darum baten, die Diskretion zu wahren und die Familie des Mädchens in Ruhe zu lassen. „Es gibt hier eine gute Klassengemeinschaft, die Mitschüler waren schon informiert und hatten sich am Wochenende auch schon getroffen“, berichtete Psychologin Rosemarie Kreische vom Gespräch mit den Schülern. „Im Vordergrund stand der Verlust einer Mitschülerin. Es wird jetzt ein Platz leer bleiben, und die Frage ist, wie gehen wir damit um.“ Schulleiterin Stein-Kramer will den Kinden die nötige Zeit und den nötigen Raum für ihre Trauerarbeit geben; schulintern wurde ein Kondolenzbuch ausgelegt.

Der Fall hatte erneut eine Debatte um den Umgang der Jugend mit dem Alkohol ausgelöst. In Steglitz hat man sich in dieser Hinsicht nichts vorzuwerfen: Zahlreiche Geschäfte rund um die Schule nehmen an der Aktion „No Sprits for Kids“ teil; die Schule arbeitet mit der Stiftung Synanon zusammen und klärt regelmäßig ihre Schüler über die Gefahren des Alkohols und anderer Drogen auf. An der Schule gibt es ein Krisenteam. Elternvertreter Wilfried Gast lobte, dass das Thema nicht nur einmal in einem Schuljahr, sondern häufiger und auf unterschiedlichste Weisen behandelt werde – etwa im Bio-Unterricht, wenn die körperlichen Auswirkungen von Drogen und Stoffwechselgiften diskutiert werden.

Ob im Falle der toten Schülerin andere Drogen wie Rauschgift oder Medikamente im Spiel waren, wird noch untersucht. Geprüft wird auch, ob die 14-Jährige eine unentdeckte Erkrankung hatte.

In der Schule will Direktorin Stein-Kramer auf ein Signal der Klasse warten, den normalen Betrieb wieder aufzunehmen. Psychologin Sibylle Stoevesand rechnet damit schon bald: „Ich konnte bei den Gesprächen raushören, dass sich viele Schüler eine baldige Rückkehr zur Normalität wünschen.“ Fatina Keilani