PNN 05.05.10

 

Auf Kleinmachnows Präsentierteller Anwohner wollen höhere Zäune, dürfen aber nicht

Kleinmachnow - Die Häuser im Flämischen Viertel Kleinmachnows stehen dicht an dicht. Ein Spaziergang durch die enge Siedlung in Sichtweite des Rathauses kann interessant werden: Fast jedes Haus gewährt den Vorbeiziehenden Einblicke in das Leben seiner Bewohner. Was dem Außenstehenden abwechslungsreich scheint, ist für viele hinter der Glasscheibe jedoch zur Belastung geworden. Sie fühlen sich von Spaziergängern und den eigenen Nachbarn beobachtet. Zum Sichtschutz wollen sie ihre Hecken und Zäune auf bis zu zwei Meter erhöhen – im Rathaus wurde das abgelehnt.

Das ständige „auf dem Präsentierteller sein“ stelle eine besondere und nicht akzeptable Härte für die Eigentümer dar, schrieben Martina und Ronald Priebe an die Bauverwaltung. Viele Nachbarn könnten sich gegenseitig in den Wintergarten schauen, klagten sie und fanden dabei die Unterstützung von mehreren Familien des Viertels. Gemeinsam baten sie darum, mit höheren Zäunen und Hecken ihre Privatsphäre „zumindest im geringen Maße“ sicherstellen zu können. Die Brandenburgischen Bauordnung sollte ihre Forderung unterstützen: Demnach bedürfen Zäune und Hecken bis zu einer Höhe von zwei Metern keine Genehmigung, erklärten die Anwohner.

In Kleinmachnow setzt der Bebauungsplan für die Wohngebiete im Ortskern die Brandenburgische Bauordnung jedoch außer Kraft: Im B-Plan ist eine Zaunhöhe von maximal 1,2 Metern vorgeschrieben – und das aus gutem Grund, befand die große Mehrheit des Hauptausschusses am Montagabend. Die Gemeindevertreter sprachen sich gegen die Erhöhung des Sichtschutzes aus. Sie fürchten um den ansehnlichen Siedlungscharakter, sollten Anwohner ihre Grundstücke mit hohen Zäunen abschirmen dürfen. „Man hat sich bei der Gestaltung doch was gedacht“, sagte Wir-Fraktionschef Frank Musiol. Die Bewohner des Viertels hätten gewusst, dass sie kleine Gärten mit wenig Privatsphäre erwerben. Auch FDP-Fraktionschefin Kornelia Kimpfel befürchtet, dass sich viele Anwohner mit hohen Zäunen abschotten und am Ende auf ihren Grundstücke wie in einer „Holzschachtel“ wohnen würden. Dennoch schlugen sie und CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt einen Kompromiss vor: Zu den Straßen sollten die Anwohner ihre Zäune erhöhen dürfen. Auch das wurde abgelehnt. Tobias Reichelt