PNN 23.04.10

 

Als Kleinmachnow die Fusion vorschlug

Am 24. April 1920 fand im Ort die erste Gemeinderatssitzung statt / Im Sommer wird das Jubiläum gefeiert (23.04.10)

Kleinmachnow - Es ist eine Episode aus der frühen Geschichte der Gemeinde Kleinmachnow: Gerade 24 Tage war die Landgemeinde alt, da stellten ihre Vertreter die Fusionsfrage. Am 24. April 1920, morgen vor 90 Jahren, trafen sich die 13 Herren im Gasthaus Grothe am heutigen Stahnsdorfer Hof. Sie waren die ersten Gemeindevertreter Kleinmachnows und es war ihre erste Sitzung – wäre es nach den Männern gegangen, hätte es gleich die letzte sein sollen: In Sütterlin ist auf dem Sitzungsprotokoll vermerkt: „Beschlussfassung über die Angliederung an das Amt Stahnsdorf“. Der Antrag wurde mehrheitlich angenommen.

Kleinmachnows Ortschronist Günter Käbelmann blättert gern in den alten Dokumenten. Gerade jetzt, wo die Vorbereitungen für die Feier anlässlich des 90. Jubiläums der Gründung der Gemeinde auf Hochtouren laufen: Am 1. April 1920 wurde aus dem Gutsdorf Kleinmachnow eine Landgemeinde. Kurz danach fanden die ersten Wahlen zur Gemeindevertretung statt. Das soll in diesem Jahr am 6. Juni auf dem Rathausmarkt gefeiert werden. Der Heimatverein will für den geschichtlichen Rahmen des Familiennachmittags sorgen. Geplant sind Ausstellung, Vorträge und Konzerte.

Ortschronist Käbelmann beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit der Geschichte des Ortes. Er selbst kannte als kleiner Junge noch einige Gemeindevertreter der ersten Stunde. Unter ihnen waren Bahnwärter Kieburg, Regierungsbaumeister Gottheiner, Kunstmaler Krause und Schleusenverwalter Purnhagen. Aus ihrer Runde wurde Förster Heinrich Funke zum ersten Ortsvorsteher Kleinmachnows bestimmt – oder wie Käbelmann sagt: zum „Ortsschulzen“. Es wurden Kommissionen gebildet für den Straßenbau, für Schulen, für die Armen und für die Rechnungsprüfung.

Zu dieser Zeit hatten die alten Kleinmachnower Gutsherren Georg und Dietloff von Hake ihre Stellung im Ort bereits verloren. Die Familie Hake hatte sich „Machenow auf dem Sande“ 1652 einverleibt. Die Neffen Dietloff und Georg sollten die Gutsherrenschaft über 200 Jahre später beenden. Um ihre wachsenden Schulden zu bezahlen, hatten von Hakes einen Großteil ihrer Ländereien verkauft. Das Gut löste sich auf, das Land wurde parzelliert und erste Siedler kamen in den Ort. Kleinmachnow wuchs bis 1920 fast 500 Einwohner an, erzählt Käbelmann. Im Oktober 1919 stimmten das Landratsamt und die Regierung in Potsdam der Umwandlung des Gutbezirks zur Gemeinde zu. Die verschuldeten Hakes hatten darum gebeten. „So wurden sie ihre Verantwortung los“, sagt Käbelmann.

Warum Kleinmachnow in diesem Zuge nicht ans benachbarte Berlin angeschlossen wurde, ist Käbelmann ein Rätsel. „Angesprochen wurden die Kleinmachnower“, sagt Käbelmann. Im Heimatverein vermutet man steuerliche Gründe hinter der Absage: In Berlin waren die Abgaben höher. Sicher ist aber, dass sich die Kleinmachnower mit ihren Nachbarn aus Stahnsdorf gut stellen wollten: „Die Kleinmachnower haben damals zugestimmt“, erzählt Käbelmann von der auf der ersten Gemeindevertretersitzung vorgeschlagenen Fusion. Daraus wurde allerdings nichts. Die Stahnsdorfer wollten nicht, sagt Käbelmann. „Das war halt so.“

Kleinmachnow blieb eigenständig. Und auch die ersten Gemeindevertreter blickten schnell nach vorn: Schon auf der zweiten Sitzung berieten sie über Baupläne für die Eigenherd-Siedlung.