PNN 16.11.09

 

Von alter Technik Neues lernen

Ausstellung im Industriemuseum zeigt historische Telefone und Berufsmöglichkeiten für junge Leute (14.11.09)

Kleinmachnow - Vorsichtig dreht Hilmar Schröder an einer kleinen goldenen Kurbel. „Wenn man hier eine Weile dreht, kann man hinterher telefonieren“, sagt Schröder und greift zum edlen Hörer. Das dunkelrote dänische Telefon hat es dem Mitarbeiter des Industriemuseums der Region Teltow angetan. Knapp ein Jahr haben Schröder und seine Kollegen gebraucht, um fast hundert historische Telefone in die Räume des Museums nach Kleinmachnow zu bringen. Von einem knapp 80 Jahre alten öffentlichen Fernsprecher über verschiedenste Feldtelefone, explosionsgeschützte Grubentelefone, exquisite Liebhaberstücke bis zu einem Mickey-Maus-Apparat haben sie eine stolze Sammlung.

Die Telefone sind Teil der neuen Ausstellung „Meilensteine der Festnetzkommunikation“, die ab Montag im Industriemuseum im Meiereifeld 35 zu bestaunen ist. Um vor allem junges Publikum mit der alten Technik zu locken, hat sich Museums-Chef Hartmut Wittich etwas Besonderes einfallen lassen. Nach dem Motto „Vergangenheit bewahren, Gegenwart erleben und Zukunft gestalten“ widmet sich ein Teil der Ausstellung den beruflichen Perspektiven in der Kommunikationsbranche in der Region Teltow.

So liegen neben den zum Teil sehr alten Telefonen Bewerbungsvorlagen für den auch in Stahnsdorf ansässigen Telekom-Konzern bereit. Auch das Mobilfunkunternehmen O2 mit einem Sitz in Teltow informiert über Ausbildungsmöglichkeiten vor Ort. „Wir wollen zeigen, was es hier so gibt, wo sich junge Leute bewerben können“, sagt Wittich. Beispielhaft habe man in der Ausstellung den Beruf des IT-Systemelektronikers näher erläutert. Der kann bei der Telekom und bei O2 erlernt werden. Wer in der Kommunikationsbranche studieren möchte, kann sich zudem über den Studiengang Telematik der Technischen Hochschule Wildau informieren. Nebenbei gibt es Faltblätter über andere, weniger bekannte aber dennoch erfolgreiche Kommunikationsunternehmen der Region. „Wir müssen gemeinsam mehr tun, damit nicht so viele Jugendliche wegziehen“, sagt Wittich.

Auch die Geschichte kommt nicht zu kurz: In den drei Ausstellungsräumen findet sich Wissenswertes über uralte und moderne Vermittlungstechnik. Neben Feldtelefonen mit Weltkriegsspuren gibt es Schautafeln, die ISDN, DSL und die Telefon-Haustechnik erklären. Wer zum Beispiel zu Hause beim Anschließen seines neuen Internet-Routers in Schwitzen kommt, kann sich das im Industriemuseum zeigen lassen.

Im vergangenen Jahr besuchten knapp 3000 Gäste das Museum in den früheren Räumen der Kleinmachnower Gemeindeverwaltung. Knapp 600 Gäste waren Schüler, sagte Museumschef Wittich. Damit künftig noch mehr Schulen ihre Wandertage in dem mittlerweile fünf Jahre alten Industriemuseum verbringen, hat man jetzt weitere Kooperationsvereinbarungen geschlossen: Neben den vier weiterführenden Schulen in Kleinmachnow und Teltow arbeitet man auch mit der Zille-Grundschule in Stahnsdorf, der Eigenherd-Grundschule in Kleinmachnow und der Teltower Anne-Frank-Grundschule zusammen.

Museumsmitarbeiter Schröder freut sich schon auf die Besucher der neuen Ausstellung. Sie ist, wie das Museum, von Dienstag bis Donnerstag von 10 bis 15 Uhr und an jedem ersten Sonntag im Monat von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Alle ausgestellten Telefone dürfen vorsichtig angefasst werden, sagt Schröder. Allerdings: „Telefonieren kann man damit nicht“, denn angeschlossen hat die Apparate keiner. Tobias Reichelt