PNN 22.10.09

 

Von Tobias Reichelt

Drei Minuten pro Haus

Die Zahl der Einbrüche in Einfamilienhäuser rund um Teltow ist weiter gestiegen (22.10.09)

Region Teltow – Die Dose Pfefferspray neben dem Bett reicht ihr nicht mehr aus. „Es wird in der Gegend einfach zuviel eingebrochen“, sagte eine Pensionärin gestern am grünen Infomobil der Polizei in Stahnsdorf. Die hatte an der Waldschänke ihre Modelle verschiedenster Türschlösser, Schließsysteme und Sicherheitsfenster aufgebaut, um über Maßnahmen gegen Diebe zu informieren. Nicht ohne Grund: Denn die Zahl der Einbrüche in Einfamilienhäuser in der Region Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf ist im vergangenen Jahr stark gestiegen.

Wenn sie kommen, geht alles sehr schnell, erklärte Polizeisprecherin Katrin Laurisch gestern vor Ort: „Länger als drei Minuten halten sich Einbrecher nicht auf.“ Laptops, Bargeld, Schmuck, Fotoapparate, Bankkarten oder Ausweise – nach wenigen Augenblicken ist das Haus durchsucht und es geht zum nächsten. Wenn eingebrochen wird, dann oft mehrfach. Bis zu sieben Häuser in einem Straßenzug, und es werden immer mehr. Allein bis Ende September zählte die Polizei in den drei Nachbarorten Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf 294 Einbrüche – fast 40 mehr als im vergangenen Jahr im gleichen Zeitraum. „Und die dunkle Jahreszeit hat erst begonnen“, mahnt die Polizeisprecherin. Besonders betroffen ist die Gemeinde Kleinmachnow. Über die Hälfte aller Einbrüche der drei Orte sei dort zu verzeichnen.

„Die Täter werden immer aktiver“, sagt Laurisch. Die meist ausländischen Banden aus dem osteuropäischen Raum kämen ohne größere Hindernisse über die Grenze. Auch auf dem Weg zurück sind die Fluchtmöglichkeiten in den drei nah an der Autobahn gelegenen Kommunen groß. Das Problem wird sich eher verschärfen, sagt Laurisch: „Es werden mehr Einfamilienhäuser gebaut, das Angebot für die Diebe wächst und die Nachbarn kennen sich untereinander immer seltener.“ Nur etwa 30 Prozent aller Einbrüche können aufgeklärt werden. Unter solchen Bedingungen gehen die Täter immer skrupelloser vor: Rund 40 Prozent aller Einbrüche ereigneten sich am Tag zwischen 6 und 21 Uhr. „Wer sich die Mühe macht und leise einbricht, kommt nachts“, sagt Laurisch. Tagsüber werden Fensterscheiben einfach eingeworfen. Nachts hebeln die Täter die Fenster auf oder bohren sie leise mit Handbohrern an. Größte Schwachstelle am Haus sei die Terrassentür: Bei jedem zweiten Einbruch dringen die Täter über die Tür zum Garten hin ein. „Manchmal schließen die Bewohner vorn die Tür auf und hinten flüchten die Einbrecher“, sagt Laurisch. Hier helfen nur Sicherheitsvorkehrungen: Jalousien, feste Fensterbeschläge, zusätzliche Verriegelungen, helles Scheinwerferlicht mit Bewegungsmelder oder Alarmanlagen.

Zusätzlich will die Polizei in der dunklen Jahreszeit verstärkt auf Streife gehen, sowohl zu Fuß als auch auf dem Fahrrad, sagt Laurisch. Zudem seien Zivilfahnder im Einsatz. Sie liegen auf der Lauer und überprüfen Autos mit ausländischen Kennzeichen. Man wolle jeder Spur nachgehen. Eigenheimbesitzer sind deshalb aufgerufen, jeden Einbruchsversuch zu melden. Kriminaltechniker wollen auch diese Tatorte genau untersuchen.

Damit es soweit erst gar nicht kommt, hat sich die Stahnsdorfer Rentnerin gestern dazu entschlossen, einen Fachmann der Polizei zu sich ins Haus zu laden. Er wird sie bei der Wahl der richtigen Alarmanlage beraten – kostenlos. Und „Gott sei dank“, sagt sie, bis jetzt haben die Einbrecher bei ihr noch nicht zugeschlagen.

Interessierte können sich unter Telefon (0331) 5508 2844 bei der Polizei beraten lassen. Das Infomobil steht zudem am Mittwoch, dem 28. Oktober, zwischen 14 und 18 Uhr, am Rathausmarkt in Kleinmachnow