PNN 15.08.09
Kleinmachnow - Etwas verdutzt waren die gelangweilten Kleinmachnower
Grenzsoldaten schon, als Wolfgang Lange und Klaus Hettler bei ihnen im
September 1990 an die Tür klopften. Erst wenige Wochen zuvor war die Bewachung
der Berliner Mauer komplett eingestellt worden. Sämtliche Grenzposten wurden
gerade geräumt – damit wohl auch der Stützpunkt am Bäkehang in Dreilinden,
dachten sich die beiden Freunde. Jahrelang wurden hier in idyllischer Lage am
Teltowkanal die westdeutschen Binnenschiffe kontrolliert. „Die Mauer ist ja nun
weg“, erklärten Lange und Hettler den Soldaten, „wir haben uns überlegt, hier
einen Campingplatz zu eröffnen.“
Heute, fast 19 Jahre später, können Lange und Hettler auf ein erfolgreiches
Geschäftsleben als Zeltplatz-Besitzer zurückblicken. Die Kleinmachnower werden
in Rente gehen. Ihre Kinder, drei Söhne und eine Tochter, werden ab 1.
September das Unternehmen leiten.
Knapp ein Jahr nachdem der damals 46-jährige Lange und der 51-jährige Hettler
bei den Grenzern vorgesprochen hatten, eröffneten sie ihren Campingplatz in
Dreilinden. Aus einem anfänglichen Provisorium wurde über die Jahre ein professioneller
Touristikbetrieb: Hundezwinger wurden zu Duschen umfunktioniert,
Gefängniszellen im Keller umgebaut, die hohen Grenzlaternen auf dem zwei Hektar
großen Areal abgesägt und Wachtürme abgerissen. Es wurde Platz geschaffen für
160 Wohnwagen, Zelte und ein Hotel mit Biergarten.
Einen Wachturm ließen die beiden auf dem Gelände allerdings stehen: der knapp
acht Meter hohe Turm beherbergte bereits ein Kaffee und später Sanitäranlagen.
Heute ist der Wachturm vorerst geschlossen – die Kinder von Lange und Hettler
haben damit ihre eigenen Pläne. „Der Turm soll saniert werden und als
Aussichtspunkt dienen“, sagt Sandra Lange. Die 33-jährige Hotelfachfrau und
ehemalige Stewardess wird gemeinsam mit Ingo Hettler den Betrieb in
Kleinmachnow leiten. Adrian Lange und Kersten Hettler werden sich um den
zweiten Campingplatz des Unternehmens in Berlin-Tegel kümmern, erklärt Lange.
Die 33-Jährige will künftig mehr Kleinmachnower auf den Zeltplatz in Dreilinden
locken – nicht zum Übernachten, aber um die Natur am Teltowkanal bei einem
kühlen Bier zu genießen. Im nächsten Jahr soll der hauseigene Biergarten
erweitert werden. Am Wasser soll eine Sonnenterrasse entstehen.
Der Campingplatz in Kleinmachnow ist seit seiner Eröffnung vor allem bei
ausländischen Gästen beliebt. Von hier aus erkunden viele die
Sehenswürdigkeiten in Berlin und Potsdam. Am Abend dann treffen sie erschöpft
wieder am Bäkehang ein, wo sie wohl auch in Zukunft noch ab und an auf Klaus Hettler
und Wolfgang Lange treffen werden, sagt Tochter Sandra mit einem Augenzwinkern.
Denn richtig wegzudenken sind die beiden ehrgeizigen Camper von ihrem Platz
noch nicht. tor/jo