PNN 12.08.09

 

Vier für die Jagd auf Wildschweine

Stahnsdorf und Kleinmachnow wollen Jäger-Team engagieren / Abschussprämie bislang nicht abgerufen (12.08.09)

Stahnsdorf/Kleinmachnow - Bei der Wildschweinbekämpfung wollen die Nachbarkommunen Stahnsdorf und Kleinmachnow künftig eng zusammenarbeiten. Ab September soll ein vierköpfiges Jäger-Team die Schwarzkittelplage in beiden Ortschaften bekämpfen. Drei Jäger sollen für die Jagd in den Gärten und auf den Straßen im Ort zuständig sein. Der vierte Waidmann soll in Schulen über den richtigen Umgang mit den Tieren informieren. Bezahlt werden die Jäger von den Gemeinden gemeinsam, erklärte gestern Stahnsdorfs Ordnungsamtsleiter Steffen Weickert gegenüber den PNN.

Schon seit Monaten halten Wildschweinrotten die Anwohner Stahnsdorfs und Kleinmachnows in Atem: Vielerorts drängen sich Bachen durch die Gartenzäune, gefolgt von ihren zahlreichen Frischlingen. Liebevoll gepflanzte Blumenzwiebeln werden ausgegraben, sorgfältig gepflegter Rasen durchwühlt – der Garten wird zur Wildschweinzone. Noch immer meldeten Wildschwein-geplagte Stahnsdorfer dem Ordnungsamt täglich ein bis zwei neue Vorfälle, sagte Weickert. Auch in Kleinmachnow verzeichnete man seit Ende Juli fünf Wildschweinbegegnungen – weniger als zuvor, aber bald werden die Tiere statt auf den Feldern wieder verstärkt in den Gärten nach Nahrung suchen, weiß Weickert. Deshalb will man schnell handeln.

Denn bislang waren Ordnungsamt und Jäger meist machtlos: Trafen sie vor Ort ein, waren die Schweine meist über alle Berge. Trotz Sondergenehmigungen für den Schuss in der Ortslage wurde bislang nur ein Wildschwein in einem Stahnsdorfer Garten geschossen. Weitere Schüsse sind in den Ortslagen nicht gefallen – zu gefährlich sei die Jagd in den dicht besiedelten Gebieten, hieß es bislang von den Freizeitjägern unter Führung des Jagdpächters Hans Diwiszek.

Nun soll die Jagd im Ort mit Hilfe der gemeindeeigenen Jäger professionalisiert werden. In den kommenden zwei Wochen werden die letzten Gespräche mit den Kandidaten geführt. Insgesamt zehn Waidmänner hätten den Gemeinden ihre Hilfe angeboten, sagte Weickert. Sie sollen im September ihren Dienst in den Ortslagen antreten und bei Notfällen besonders schnell bei den Wildschweinen sein. Dafür werden sie eine Aufwandsentschädigung erhalten. Zudem dürfen sie das geschossene Tier wirtschaftlich verwerten. Um bei der Jagd nicht an der Gemeindegrenze halt machen zu müssen, strebe man die kommunale Zusammenarbeit an.

Schon bei der Einführung der Abschussprämie – 20 Euro für geschossene Frischlinge mit einem Gewicht unter zehn Kilo – war Kleinmachnow dem Beispiel Stahnsdorfs gefolgt. Die Prämie soll die Jagd auf die kleinen Tiere wirtschaftlich machen. Bislang wurde jedoch noch keine einzige Prämie im Rathaus abgeholt, sagte Weickert gestern.

Treten die Gemeindejäger ihren Dienst an, will sich Jagdpächter Diwiszek mit seinen Jägern von der Jagd im Ort verabschieden, sagte er gestern. Diwiszek bezweifelt allerdings den Erfolg der Strategie von Abschussprämie und Gemeindejäger. „Wir werden die Schweine im Ort nicht durch Schüsse dezimieren können“, sagt er. Auch ein Gemeindejäger könne zwischen den engen Wohnhäusern nicht schießen, solange eine Gefahr für Leib und Leben nicht auszuschließen ist. Das Problem seien vielmehr die noch immer unbelehrbaren Anwohner: Zäune sind undicht und Tore stehen offen – ein Einladung für die Wildsäue.

Dennoch habe Diwiszek den Kommunen bereits einen Kollegen für die Jagd im Ort empfohlen. Hier sei Erfahrung und Sicherheit besonders wichtig, so Diwiszek: „Wir brauchen jemanden, der mit Köpfchen jagt und genau guckt, wo er hinschießt.“ Tobias Reichelt