PNN  01.07.09

 

Ferkelpille abgelehnt

Gemeindejäger soll Wildschweinplage bekämpfen (01.07.09)

Stahnsdorf - Die Gemeinde Stahnsdorf wird einen Gemeindejäger bestellen, um der Wildschweinplage Herr zu werden. Das sagte Bürgermeister Bernd Albers nach einem Spitzengespräch am Montag im Rathaus, an dem auch Vertreter der Jagdbehörden, der Jagdgenossenschaft, der Jagdpächter und der Kommunen Kleinmachnow und Teltow teilgenommen hatten. Der Gemeindejäger solle Hinweisen aus dem Rathaus nachgehen und innerörtliche Grundstücke oder Grünflächen bejagen – denn Jagdpächter Hans Diwiszek ist vordergründig für die Außenbereiche, Wälder und Felder der Gemarkung zuständig. Für „schlecht vermarktbares Wild“ solle der Gemeindejäger eine Zulage erhalten, um die Jagd auf Frischlinge attraktiver zu machen. Die Prämienhöhe werde noch ausgehandelt und mit den Nachbarkommunen abgestimmt. Albers sprach von einer „zeitnahen Umsetzung“ des Vorhabens, mit zwei Jägern werde schon verhandelt.

Zudem sollen vom Gemeindejäger an zwei geeigneten Punkten Futterstellen angelegt werden, um höhere Abschussquoten zu erzielen. Die „Antiferkelpille“ sei von den Jagdexperten hingegen abgelehnt worden. „Das Jagen ist nur attraktiv, wenn man die Wildschweine auch vermarkten kann. Das ist nicht mehr möglich, wenn das Fleisch hormonell verunreinigt ist“, sagte Albers. Seine Gemeinde leidet seit längerem unter einer Wildschweinplage, das Ordnungsamt wird täglich bis zu 20-mal zu dem Thema befragt. Die Tiere zerwühlen Gärten und machen auch vor dem Südwestkirchhof nicht Halt. Betroffen von der steigenden Wildpopulation sind auch Potsdam und Kleinmachnow.

Bürgermeister Albers machte keinen Hehl daraus, dass die innerörtliche Jagd nicht ungefährlich ist. So könnten von Blindgängern oder waidwunden Schwarzkitteln Gefahren für die Anwohner ausgehen. „Wir wollen hier keine Zustände wie im Wilden Westen. Geschossen werden darf nur, wenn das Schussfeld frei und der Jäger sicher ist, worauf er schießt.“ Aus Albers Sicht sollte sich die Jagd vor allem auf Grünzonen, wie zum Beispiel die Upstallwiesen oder den sogenannten Kutenwald, beschränken. „Die Jagd direkt in Wohnbereichen ist ein sensibles Thema. Das wird sicher nur in seltenen Einzelfällen möglich sein.“