PNN 24.04.09

 

Mit einem Stuhl zur Kultur

Der Kleinmachnower Kunstverein "KultRaum" wagt ein Experiment, ein altes Einfamilienhaus wird für drei Monate zum Geheimtipp (24.04.09)

Kleinmachnow - Für Kultur in Kleinmachnow braucht es lediglich Stühle. Künstler und Interessierte gibt es im Überfluss, dachten sich die Initiatoren des Vereins „KultRaum!“ und legten los. Das Ergebnis: Für die kommenden drei Monate, gibt es Kunst und Kultur in einem leerstehenden Einfamilienhaus im Kapuzinerweg 16 zu sehen. Mit einer Lesung des Schauspielers Günter Barton wird der Klub im Charme eines geheimen Szenetipps heute Abend eröffnet. Wer die Atmosphäre genießen will, sollte allerdings einen Stuhl mitbringen. Schon jetzt haben sich mehr Gäste angemeldet, als Sitzmöbel vorhanden sind.

„Das Stuhlproblem ist irgendwie symbolisch für unsere Aktion“, sagt Christiane Heinke, die zu den sieben Mitbegründer des Kulturvereins zählt. „Alles war kreativ und spontan“, sagt die ausgebildete Opernsängerin. Erst Anfang des Jahres hatte sich die bunte Truppe aus in Kleinmachnow wohnenden Sängern, Schauspielern, Lokalpolitikern, Architekten und anderen Kreativen zusammengefunden, um der hiesigen Kultur eine Heimat zu geben. „Hier leben so viele Kulturliebende Menschen, wir haben uns überlegt, wie wir die zusammen bekommen“, erzählt Christiane Heinke bei einem Rundgang durch das Haus. Von ersten Gesprächen bei einem Bier an der Bar, bis zum unterschriebenen Mietvertrag für das altehrwürdige Gebäude war es nicht weit, sagt Heinke.

Seit der Entscheidung der Vereinsmitglieder, dem Haus an der Ecke zur Ernst-Thälmann-Straße neues Leben einzuhauchen, hat sich darin einiges geändert: Die frühere Küche wurde umfunktioniert zur Garderobe, die Fenster im Wohn- und Esszimmer abgedunkelt und in einem weiteren Raum eine kleine Bar aufgebaut. 2,50 Euro kostet der Campari mit Orangensaft, ist einer kleiner Tafel an der Wand zu entnehmen. Die Bühne – ein Tisch und ein erster Stuhl im Scheinwerferlicht – ist bereits für den Literartischen Spaziergang des Schauspielers Barton bereitet.

Zwischen Berlin und Wien, heißt der Untertitel seiner Lesung, mit der der „KultRaum“ eingeweiht werden soll. Es ist die erste von vier geplanten Veranstaltungen im Kapuzinerweg. Nach drei Monaten könnte alles bereits wieder vorbei sein. Zu unsicher ist die Zukunft des renovierungsbedürftigen Hauses. „Tja, so ist das mit der Kunst“, sagt Christiane Heinke mit einem Lächeln, „Ich bin sicher, dass wir etwas anderes finden.“ Wichtig war, einen Anfang zu machen. „Es passiert ganz viel in dem Augenblick, in dem man mit solch einem Projekt beginnt“, sagt die Sängerin. Womöglich überzeugt das Konzept und animiert Kleinmachnows Gemeindeverwaltung, eine neue feste Kulturstätte zu etablieren, hofft Heinke. Tobias Reichelt

Günter Barton liest heute ab 20 Uhr im „KultRaum“. Eintritt 10, ermäßigt 7 Euro. Wer einen Stuhl mitbringt, bekommt einen Euro Rabatt. Mehr Infos im Internet unter www.kult-raum.de