PNN 21.03.09

 

140 000 Euro für eine grüne Wiese

Kleinmachnows Gemeindevertreter begraben Baupläne für Freiflächen östlich des Erlenwegs (21.03.09)

Kleinmachnow - Eine Wiese bleibt eine Wiese – für diese simple Erkenntnis hat die Gemeinde Kleinmachnow mindestens 140 000 Euro verprasst. In ihrer Sitzung am Donnerstagabend entschieden die Gemeindevertreter einstimmig, die Notbremse in einer seit Jahren geführten Debatte um die Bebauung einer Fläche östlich des Erlenweges zu ziehen.

Sie stampften den geplanten Bebauungsplan ein und stoppten damit Aktivitäten der gemeindeeigenen Kleinmachnower Grundstücks- und Sanierungsgesellschaft (KGSG), die mit den Bauplänen nach der Wende in Gang gesetzt worden war und bis heute hohe Verwaltungs- und Planungskosten verschlungen hat.

„Das ist eine Weichenstellung für unseren Ort“, erklärte SPD-Gemeindevertreter Jens Klocksin nach der Abstimmung. „Wir bewerten den Schutz unseres Grüns so hoch, dass wir bereit sind, dafür Geld in die Hand zu nehmen“, interpretierte Klocksin den Beschluss, mit dem ein Schlusspunkt in der Diskussion um „Verfehlungen der Kleinmachnower Politik in der Nachwendezeit“ gesetzt wurde, wie es hieß.

Bereits Mitte der 90er Jahre hatte sich die damalige Gemeindevertretung entschieden, die knapp 7000 Quadratmeter große Grünfläche in der Nähe des Augustinums zu Bauland zu erklären. Mit dem renommierten Infas-Meinungsforschungsinstitut wollte sich ein hochkarätiger Dienstleister auf dem Grundstück ansiedeln. Die Gemeindetochter KGSG kaufte die Fläche, doch die Meinungsforscher kamen nie. Kleinmachnow blieb auf den Schulden sitzen.

Um die Belastung aus der Haushaltsbilanz radieren zu können, erklärten die damaligen Gemeindevertreter die Fläche zu geldbringendem Bauland. Weil das Gelände im Außenbereich liegt, in dem eigentlich nicht gebaut werden darf, wurde sogar der Flächennutzungsplan geändert. Sieben moderne Einzelhäuser sollten entstehen, der schutzwürdige und ortsprägende Alteichenbestand unangetastet bleiben. Doch die Pläne blieben umstritten, zu einer Auslegung eines Bebauungsplans kam es nie und soll es dem Willen der jetzigen Gemeindevertreter auch nicht mehr kommen. Das Land bleibt Grünfläche, lediglich ein Spielplatz könne man planen, erklärte Klocksin.

„Wir beenden das langjährige Drama“, sagte Kleinmachnows stellvertretender Bürgermeister Michael Ecker. Ansprüche eines an der KGSG beteiligten privaten Investors ließen sich aus dieser Entscheidung heraus nicht ableiten. Vor allem der SPD-Politiker Michael Scharp hatte davor gewarnt und die finanziellen Verluste kritisiert: „Das Geld können wir abschreiben“, sagte Scharp. Als einziger enthielt er sich seiner Stimme.

Grünen-Chefin Barbara Sahlmann sprach hingegen von einer Entscheidung, die dem Ort zugute kommt: „Wir sichern unser Grün, ich bin froh, dass so etwas möglich ist.“ Tobias Reichelt