PNN 21.02.09

 

Kleine Kinder, große Sorgen

Kleinmachnow schreibt Wartelisten für Kita- und Hort-Plätze / Kita-Verbund fordert Unterstützung von der Gemeinde

Kleinmachnow - Eine der kinderreichsten Kommunen Deutschlands – Kleinmachnow – kann den Ansturm auf seine Kindergärten nicht mehr bewältigen: Fünf Wochen vor dem Bewerbungsstichtag für einen Kita-Platz stapeln sich die Anträge beim Kleinmachnower Kita-Verbund. Bereits jetzt liegen Leiterin Susanne Feser mehr Anfragen vor, als es Plätze gibt. Fast täglich kommen neue hinzu. „Wir sind am Ende unserer Kapazitäten“, erklärte Feser gegenüber den PNN. Sie hofft nun, dass die Gemeinde den überlasteten Kindergärten, Horten und Erzieherinnen zur Seite springt.

Die Zahlen, die Susanne Feser in ihrem jährlichen Bericht aufgearbeitet hat, sind alarmierend: Allein im vergangenen Jahr mussten rund 80 Kinder vergebens auf einen Platz an einem Kleinmachnower Kindergarten warten, sagt Feser. Im Hortbereich waren es 100. Der Andrang reißt nicht ab, der Bedarf nach Betreuungsplätzen und Räumlichkeiten ist groß. Besonders im Bereich der bis zu drei Jahre alten Kinder gebe es Nachholbedarf, so Feser. Ohne weiteres könnten vier bis fünf neue Kindertagespflegestellen geschaffen werden, um die Kindergärten der Gemeinde zu entlasten. Denn die arbeiten bereits seit 20 Jahren an ihren Grenzen und nur mit Ausnahmegenehmigungen. Damit können mehr Kinder aufgenommen werden, als es Räumlichkeiten und Personal zulassen. In Zahlen ausgedrückt werden derzeit 50 Kinder „zuviel“ betreut.

In der Folge bedeutet das für viele Eltern, dass sie eigene Wege finden müssen, um die Betreuung zu sichern. „Oft müssen die Großeltern ran“, sagt Feser. Wo dies nicht geht, hilft nur warten: Je jünger das Kind, desto schlechter sind die Chancen auf einen Betreuungsplatz. Denn die Plätze werden nicht nach dem sogenannten Windhundverfahren verteilt – wer zuerst beantragt, bekommt den Platz – sondern nach dem Alter der Kinder. Ältere werden bevorzugt. Das Problem: Die Zahl der unter drei Jahre alten Kinder in Kleinmachnow steigt stetig. Grund sei das staatliche Elterngeld, welches nun wirke, sagt Feser.

Doch wenn dieser Effekt politisch gewollt war, müsse nun entsprechend gehandelt werden. Zwar habe sich in Kleinmachnow einiges getan im Vergleich zu anderen deutschen Kommunen, aber „ich kann nicht zufrieden sein“, sagt Feser. Sie erinnert an den angekündigten Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Kinder ab einem Jahr. Bereits 2013 soll das Gesetz gelten. Bis dahin gebe es viel zu tun. Zwar soll die Kita „Freundschaft“ noch in diesem Jahr einen Anbau für 60 Kinder erhalten. Doch reichen wird auch das nicht. Insbesondere die älteren Gebäude müssten renoviert werden. Dass es nicht nur im Kita-Bereich ein Raumproblem gibt, zeigt das Beispiel des Hortes „Wirbelwind“ an der Eigenherdschule. Hier fehlen seit mehreren Jahren mindestens 100 Plätze, sagt Feser. Auch hier soll die Schule erweitert werden, doch ob damit auch neue Horträume frei werden, ist unklar.

Ein anderes Problem zeichnet sich auf Seiten der Erzieher ab: „Es gibt kaum noch Erzieher auf dem Markt und es bewirbt sich fast niemand“, sagt Feser. Jedes Jahr stelle der Verbund bis zu fünf neue Erzieher ein. Doch für viele werde der Beruf in Kleinmachnow zunehmend unattraktiver: Die Mieten im Ort sind zu hoch und das Einkommen zu gering, um lange Fahrtwege zu finanzieren, sagt Feser. In anderen Städten, zum Beispiel München, beteiligten sich die Kommunen an den Fahrtkosten. Auch Kleinmachnow könne nachbessern: Wenn es für Ausfallstunden und Tagespflegeeltern Geld gibt, sei das fast eine Frage der Gerechtigkeit, sagt Feser. Tobias Reichelt