PNN 24.01.09

 

Auf Wiedersehen bei Ebay

Diebstahl von Navigationsgeräten in Kleinmachnow hält an – Polizei ermittelt mit Sondergruppe "Navi"

Von Tobias Reichelt

Kleinmachnow - Es ist eine Sache von Sekunden – und das Schema immer gleich: Die Seitenscheibe des am Straßenrand geparkten Wagens geht klirrend zu Bruch. Während die Alarmanlage schrillt, werden die letzten Kabel gekappt. Einen Augenblick später ist das augenscheinlich so fest montierte Navigationsgerät weg. „Was bleibt ist ein großes schwarzes Loch in der Mittelkonsole“, beschreibt Henry Rampfel einen typischen Autoeinbruch, wie er sich statistisch gesehen fast jeden zweiten Tag in der Region Kleinmachnow, Teltow, Stahnsdorf ereignet. Allein in der Nacht zum Freitag schlugen Unbekannte in Kleinmachnow gleich zehnmal zu. Das Ziel ist fast immer gleich: gut ausgestattete Fahrzeuge der Oberklasse, erklärt Polizist Rampfel. Seit knapp vier Jahren leitet er vor Ort die Ermittlungsgruppe „Navi“. Es ist die einzige dieser Art in Brandenburg.

„Innerhalb des gesamten Polizeischutzbereichs Potsdam ist Kleinmachnow unser Sorgenkind“, sagt Rampfel. Hier und in den Nachbarkommunen Teltow und Stahnsdorf lasse die Zahl der Diebstähle in den vergangenen drei Jahren nicht nach. Allein 2008 zählte die Polizei in diesen drei Kommunen 148 gestohlene Navigationsgeräte. Im gesamten Schutzbereich, zu dem auch die Landeshauptstadt Potsdam gehört, waren es rund 180 Navi-Diebstähle.

„Wir sprechen in Kleinmachnow von Einbruchsserien in reichlicher Stückzahl“, sagt Rampfel. Im Berliner Speckgürtel wohne die Klientel mit den oft gut ausgerüsteten Wagen. Besonders beliebt bei Einbrechern sind die Marken Audi, VW und Škoda, gefolgt von Mercedes und BMW, zählt Rampfel auf.

„Ohne Skrupel“ gingen die Täter auf offener Straße vor. In den engen Kleinmachnower Siedlungsstraßen fühlten sie sich sicher. Der letzte große Erfolg der drei Beamten um Rampfel liegt fast vier Jahre zurück. Kurz nach Gründung der Gruppe konnten sie in Kleinmachnow einen Dieb ertappen, ein Einzelfall. „Es ist schwierig, die Einbrecher auf frischer Tat zu erwischen“, sagt Rampfel. Zu schnell seien sie in der nahen Großstadt Berlin verschwunden, über die Kleinmachnower Autobahnabfahrt könne man schnell fliehen. Die Täter stammen zum großen Teil offenbar aus Osteuropa. Viele Hinweise deuteten auf das EU-Land Litauen, erklärt Rampfel. Hier tauchten die gestohlenen Geräte in der Internet-Tauschbörse Ebay wieder auf. Ironie des Schicksals: Sie hat in Kleinmachnow ihren Sitz.

Zu Tausenden finden die Navigatoren so ihren Weg zurück nach Deutschland. Deshalb warnt Rampfel vor einem Kauf der Geräte über das Internet: „Besonders bei litauischer Massenware sollten bei jedem die Alarmglocken klingeln.“ Zwar arbeite die Polizei eng mit der Internettauschbörse zusammen, doch die Suche nach den Hintermännern sei schwierig.

So starten Rampfels Ermittlungen meist vor Ort: Nachts liege er in Kleinmachnow auf der Lauer, um Autoeinbrecher auf frischer Tat zu stellen.. „Wir haben teilweise eine Menge Leute im Einsatz, sogar Hubschrauber“, sagt er. Von Ermittlungserfolgen könne man jedoch in letzter Zeit kaum sprechen.

Meist sind die Täter nicht allein unterwegs. Eingebrochen wird oft in mehrere Autos hintereinander. Mit Nothämmern, Drahtschlingen oder dem sogenannten Polen-Schlüssel, einem Rohling aus Stahl, der in das Türschloss gerammt wird, malträtieren die Täter die Fahrzeuge. In den meisten Fällen parken die Wagen auf der Straße, meist vor der Haustür der Betroffenen. Auch ein leicht zu überwindender Zaun schrecke die Täter kaum ab. Nur ein Hund könnte helfen, rät Rampfel. Auch in abgeschlossenen Garagen seien die Fahrzeuge relativ sicher. Doch dazu, so Rampfels Erfahrungen, müssten die Wagen darin auch geparkt werden.

Letztlich seien die Ermittlungserfolge auch von der Mitarbeit der Anwohner abhängig. Deshalb sagt Henry Rampfel: „Fällt ihnen etwas Verdächtiges auf, sehen sie einige finstere Typen, dann rufen sie die Polizei an – lieber einmal zu viel als gar nicht.“