PNN 27.11.08
Zukunft der Kammerspiele ist ungewiss: Ihr Eigentümer will verkaufen, Gemeinde lässt Übernahme offen
Kleinmachnow - Die
Zukunft der Kleinmachnower Kammerspiele ist ungewiss. Die Szenarien für das
Kino- und Theaterhaus an der Karl-Marx-Straße reichen vom vollständigen Abriss
und der Aufgabe des Kulturstandortes bis zu seinem Ausbau als zentrale
Anlaufstelle für Künstler, Vereine und Kulturinteressierte. Alles scheint
möglich, denn der Eigentümer der Kammerspiele, Karl-Heinz Bornemann, will Haus
und Grundstück verkaufen. Dies erklärte er jetzt den PNN.
Bereits im Sommer hatte Karl-Heinz Bornemann, der Enkel des früheren Bauherren
der Kammerspiele, Karl Bornemann, die Gemeinde zu einer Lösung bis Jahresende
gedrängt. Er drohte, den Betrieb in absehbarer Zukunft einzustellen. „Es muss
erkennbar sein, dass eine Lösung gefunden wird. Ich werde nicht bis zum
SanktNimmerleinstag warten“, so Bornemann.
Bereits jetzt gehe er mit einer Klage
gegen den Denkmalschutz des Hauses vor. Sollte der wegfallen, gebe es
Interessenten für das Grundstück in bester Lage: „Der Ort wäre auch für einen
Kindergarten ideal“, lässt der Eigentümer in seine Pläne blicken.
Auf die Kammerspiele als Kulturstandort verzichten? Angesichts der Situation hatte
die lokale Arbeitsgruppe Kultur am Dienstagabend zur Diskussion in die
Kammerspiele eingeladen. Tenor: „Die Kammerspiele müssen erhalten bleiben!“ So
setzte sich der Kleinmachnower Galerist Siegmar Jonas dafür ein, das Kino- und
Theaterhaus als zentrale Kulturstätte für verschiedene Künstler zu entwickeln.
Auch die Künstlerin Anke Mühlig zeigte sich überzeugt, dass es einen solchen
Anlaufpunkt geben muss: „Kultur in Kleinmachnow wird nicht wahrgenommen, weil
es keinen Ort gibt an dem sie erblühen kann“, mahnte sie.
Zusammen mit der regionalen Künstlergruppe „Artevent“, in der Mühlig aktiv ist,
weiß sie um die Raumnot für Kleinmachnows Künstler. In einem offenen Brief
appellierte die Gruppe jüngst an die Verwaltung, Räume für die jährliche
Kunstausstellung der Gruppe zu schaffen. Kleinmachnows Verwaltung solle mit den
Künstlern ins Gespräch kommen, so ihre Forderung.
Linkspolitiker Klaus-Jürgen Warnick warnte davor, die Kammerspiele außerhalb
eines Gesamtkulturkonzepts der Gemeinde zu betrachten. „Wir brauchen hier keine
Insellösung“, sagte Warnick mit Blick auf andere Kulturstandorte in
Kleinmachnow. Um die Kammerspiele zu retten, müsste die Gemeinde sie
übernehmen, meint Warnick. Denn öffentliches Geld dürfe nicht in die Sanierung
privaten Eigentums fließen. Hauptproblem sei aber nicht der Kaufpreis, sondern
die Sanierungs- und Betriebskosten sowie ausreichender Parkraum. Deshalb warb
er dafür, am alten Sitz der Verwaltung im Meiereifeld ein neues Kulturzentrum
entstehen zu lassen. Gleichzeitig sollten die Kammerspiele langfristig in das
geplante Kulturkonzept der Gemeinde aufgenommen werden.
Wie sich dies vereinbaren lässt, bleibt für den Kammerspieleeigentümer
Bornemann derweil fragwürdig. Bereits jetzt leide er unter der Konkurrenz des
neuen Kleinmachnower Bürgersaals. Sollte dessen Sitzplatzkontingent, wie in
ursprünglichen Bauplänen vorgesehen, verdoppelt werden und zusätzlich noch ein
Kulturzentrum entstehen, bleibe kaum Spielraum für die Kammerspiele. „Die
sinnvollste Lösung wäre es, die Kammerspiele an die Gemeinde zu verkaufen“,
erklärte Bornemann. In deren Eigentum könnte das Haus weiterentwickelt werden.
Leicht falle es auch ihm nicht, die Zukunft der Kulturstätte aufs Spiel zu
setzen. Bornemann will der Gemeinde deshalb nur den Grundbodenpreis von 200
Euro pro Quadratmeter in Rechnung stellen, nicht die Kammerspiele selbst.
Ob sich die Gemeinde der Kammerspiele nun annehmen will, ließ Jürgen Pikarski,
Leiter des Kulturamts der Gemeinde, gegenüber den PNN offen: Im Rahmen des
Kulturkonzeptes werde dies geprüft. Auch ein neuer privater Betreiber für die
Kammerspiele wäre denkbar, ebenso wie ein ganz neues Kulturzentrum im
Meiereifeld. „Wir müssen sehen was Sinn macht“, so Pikarski. Noch bis Mai
werden Gemeindevertreter, Kulturstudenten, Verwaltung und Künstler am
Kulturkonzept arbeiten.Tobias Reichelt