PNN 08.11.08

 

"Suche Hase, biete Proberäume"

 Der erste Engagement-Markt der Region lockte Unternehmen und Organisationen nach Kleinmachnow

Kleinmachnow - Die Regeln waren klar: Es darf über alles geredet werden, nur nicht über Geld. Am Donnerstagabend versammelten sich rund 50 Vertreter von knapp 35 Unternehmen und Organisationen der Region zum ersten Engagement-Marktplatz im Kleinmachnower Rathaus zu gemeinsamen Tauschgeschäften. Statt Ware gegen Geld bot hier jeder, was er sonst noch hat und kann. Unter der Schirmherrschaft der Bürgermeister Teltows, Kleinmachnows und Stahnsdorfs hatte die Koordinatorin für Freiwilligenarbeit im Landkreis, Steffi Wiesner, zum bunten Austausch eingeladen.

„Suche winterharte blühende Pflanzen, Künstlerauftritte aller Art und einen Hasen mit Käfig.“ In großen Buchstaben verkündete ein Schild in Kathleen Lehmanns Hand die Wünsche des Evangelischen Seniorenzentrums „Bethesda“ in Teltow, als sich die Mitarbeiterin des Altenheims durch das Gedränge des Marktplatzes schob. Es dauerte nur wenige Minuten, bis auch die Rückseite ihres Pappschildes für Aufmerksamkeit sorgte:„Bieten Raum für Proben und Veranstaltungen.“

„Wir suchen dringend einen beheizten Raum für unsere Mädels“, freute sich der Präsident des Teltower Carneval Clubs, Jörg Fricke, und nahm Kathleen Lehmann an den Arm. Seit der Reichelt-Supermarkt in Teltow geschlossen hat, würden auch die Clubräume im Keller darunter nicht mehr beheizt, erklärte ihr Fricke. „Die Kinder können doch in solch einer Kälte nicht mehr trainieren.“ Dabei seien die kleinen Funkenmariechen „ganz wild“ darauf, auftreten zu können. Auftritte gegen Proberäume, schnell war das Geschäft perfekt.

Steffi Wiesner, Organisatorin des außergewöhnlichen Marktplatzes, zeigte sich zufrieden. Knapp eine Stunde nachdem der Handel eröffnet hatte, waren 34 Vereinbarungen geschlossen. Mit einem lauten Glockenklingeln wurde der Marktplatz geschlossen. „Die Veranstaltung ist eine Art Speed-Dating für Unternehmen und Gemeinnützige“, erklärte Wiesner. Sie sollen sich in zwangloser Atmosphäre kennenlernen und ohne viel Zeitaufwand zum notariell beglaubigten Abschluss kommen. „Allerdings hätte ich mir mehr Teilnehmer gewünscht“, so Wiesner. Von 300 eingeladenen Unternehmen erschienen nur knapp ein Dutzend, von 100 eingeladenen gemeinnützigen Organisationen nur 25. Für Reinhard Lang von der Initiative „Unternehmen Partner der Jugend“ kein Grund, niedergeschlagen zu sein. Seine Organisation war es, die 2007 den ersten Engagement-Marktplatz Brandenburgs in der Stadt Brandenburg mit auf die Beine stellte. Im Prinzip seien bisher alle Veranstaltungen erfolgreich gewesen. 70 bis 80 Prozent der Vereinbarungen, schätzt er, werden eingelöst. Nicht alle, schließlich würden sich im Laufe der Zeit die Rahmenbedingungen ändern. Jedoch scheiterten die Vereinbarungen nie am bösen Willen der Partner oder weil sie einfach vergessen wurden. „Mal geht es einem Unternehmen schlechter, mal löst die Organisation ihr Problem selbst“, so Lang. „Gerade die Betriebe sind am Anfang noch etwas zurückhaltend, spricht sich der Marktplatz aber rum, kommen mehr.“

Dass sich der Engagement-Markt für Unternehmen durchaus gelohnt hat, bewies auch Uwe Langleist, Chef des örtlichen Bauunternehmens TRP. Nach Ende des Marktes brauchte er erstmal eine Verschnaufpause: Fünf Vereinbarungen hatte er geschlossen: Für kleinere Handwerksleistungen an der Zille-Schule in Stahnsdorf und auf dem Parcours der Verkehrswacht bekommen seine Mitarbeiter nun ein Ständchen vom Schulchor und ein Fahrsicherheitstraining. „Vorher war ich neugierig, ob es funktionieren würde, jetzt bin ich überrascht, wie gut es lief.“ Tobias Reichelt